Rezension

Endlich wieder böse Vampire!

Gebissen - Boris Koch

Gebissen
von Boris Koch

Bewertet mit 4 Sternen

Ich muss gerade lachen, weil ich diese Kurzbeschreibung noch nicht kannte, sondern nur den sehr kurzen Klappentext. Die Beschreibung des Verlags zeigt mal wieder, wie schlecht sie meistens sind.Für mich war folgendes auf dem Buchrücken entscheidend:

Sie lauern in der Tiefe.
Sie dürsten nach Blut. Vampire in Berlin!
Boris Koch lässt die Geschöpfe der Nacht auf Deutschlands Straßen los - atemberaubend düster!

Mehr muss man doch gar nicht wissen, um sich für ein Buch zu interessieren oder? Entdeckt habe ich sowohl Buch als auch Autor auf der Lesung des Mera Lunas 2013 und war direkt begeistert. Der erste Autor, der sich – in meinen Augen – tapfer gegen Markus Heitz und Christian von Aster schlagen konnte. Deswegen auch die originelle Widmung ;)

Aber zurück zum Buch. Alex lebt als Journalist in Berlin abseits vom biederen Dorfleben seiner Jugend. Nur die Narbe an seinem Arm und die ätzenden Telefonate erinnern ihn an diese Zeit. Er lebt ungebunden in den Tag hinein und ist sehr glücklich damit, bis er Danielle trifft und Lisa und die Typen mit den kalten Haiaugen. Und plötzlich brechen alte Narben wieder auf.

„Gebissen“ ist in vielerlei Hinsicht kein typischer Vampirroman. Alleine der Ursprung dieser Wesen wird auf eine ganz neue – aber total geniale – Art erklärt. Es war ein richtiger Genuss, mal wieder dunkle, böse, fiese, mörderische Vampire zwischen den Seiten zu finden, statt romantischem Geglitzer. So will ich die Blutsauger haben! Aber auch die Nephilim verkörpert durch Danielle und ihre Geschichte sind ein sehr interessantes Volk, von dem man direkt noch mehr erfahren will, als die 464 Seiten zulassen. Schade!
Der Schreibstil von Boris Koch ist knackig, auf den Punkt gebracht und ohne zu viele Schnörkel. Er rüstet seinen Prota mit bissiger Ironie aus und entlockt einem so das ein oder andere böse Lächeln. Das Tempo ist flott, die Wortgefechte frech, der Sex hart. Sex? Ohja, den gibt es auch und ist meiner Meinung nach wesentlich heißer als in Shades of Grey. Auch wenn die Geschichte relativ entspannt anläuft, hat sie doch am Ende ein ordentliches Tempo drauf, so dass der Leser durch actionreiche Szenen jagt. Dabei wechselt sich immer die Perspektive zwischen Alex und Lisa, um mehr Spannung aufzubauen.

Besonders gelungen fand ich die kurzen Kapitel und Einschübe, in denen es um die aktuellen Ereignisse in Berlin geht. Nette Hausfrauen, die mal eben ihre ganze Familie abschlachten oder Zivis, die Blutkonserven klauen. Das macht einem schon deutlich, dass etwas in dieser Stadt nicht stimmt. Trotzdem hätte ich mir davon vielleicht noch etwas mehr gewünscht, etwas mit mehr Bedrohung! Die Stadt an sich bekam ja von der Gefahr nichts mit, was ich irgendwie schade fand. Ein Hauch Panik oder Hysterie hätte der Geschichte noch etwas mehr Biss gegeben.

Fazit: Endlich mal wieder ein frecher Vampirroman, der richtig schön böse sein kann! Bitte, Herr Koch, mehr davon! Alex und Danielle machen wirklich Lust drauf. Da war das erste Mal doch wirklich ein wahrer Erfolg.