Rezension

engagiert, sachlich, gut recherchiert

Das innere Korsett - Bärbel Kerber, Gabriela Häfner

Das innere Korsett
von Bärbel Kerber Gabriela Häfner

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch über Geschlechterstereotypen im heutigen Deutschland , das - leider - unbedingt gelesen gehört.

Schon das Cover warnt: Gefahr! Achtung, für Frauen existiert eine spezifische Einengung, die auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. 

Gabriela Häfner und Bärbel Kerber haben den Werdegang der Emanzipation der Frauen bis in die heutige Zeit kritisch und wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Die erschreckende Erkenntnis: Insbesondere in Deutschland lässt die Gleichberechtigung zunehmend zu wünschen übrig. 

Eingelullt in die trügerische Gewissheit, die Entwicklung sei schon vor Jahrzehnten in die richtige Bahn gelenkt worden und seitdem sei alles unabwendbar dabei, sich konsequent zu verbessern, werden wir hier wachgerüttelt und eines Besseren belehrt. Bestürzt nehmen wir zur Kenntnis, dass andere Länder an uns vorüberziehen, was Bildung, Einkommen und politische Teilhabe der Frauen angeht. („Nirgendwo in Europa liegt der Verdienst von Frauen und Männern so weit auseinander  wie bei uns.“) Und dass wir immer noch, oder wieder, bereitwillig in die Fallen tappen, mit denen eine ungleiche Rollenverteilung angeblich erklärt wird, beispielsweise durch einen biologistischen Ansatz. 

Es wird versucht zu erklären, wann und wodurch dieses innere Korsett der Frau entsteht, welche Mechanismen zur Wirkung kommen und welche Interessen dahinter stehen. 

Schon während der Lektüre wird klar, dass genaueres Hinschauen vonnöten ist, dass es eine Trägheit und eine Gleichgültigkeit zu überwinden gilt, um uns und unsere Töchter in eine bessere Position zu bringen. 

Schließlich gibt es auch eine Antwort auf die Frage, wie Frauen sich diesen Misständen entgegen stellen können. Nämlich, indem sie sich über die genauen Zusammenhänge informieren und darüber nachdenken. „Das Wissen darüber, wie uns Klischees und Geschlechterstereotype von frühester Kindheit an bremsen, ist der Grundstein für Veränderung.“ (S. 169)

Das Buch wirkt trotz allen Engagements sehr sachlich und ist äußerst gut recherchiert, Aus Umfragen und Erhebungen werden Erkenntnisse gezogen. Zu jeder Aussage gibt es entsprechende Grundlagen, deren Quellen im Anhang verzeichnet sind. 

Ein wichtiges Buch, ein Buch, das - leider - unbedingt gelesen gehört.