Rezension

Engelsgleicher Wohlfühlroman mit Herz und Humor

Zu mir ans Meer - Sigrid Hunold-Reime

Zu mir ans Meer
von Sigrid Hunold-Reime

Bewertet mit 4 Sternen

Birthe wird Opfer eines Verkehrsunfalls und überlebt diesen nicht. Doch die Zeit ist noch nicht reif. Deshalb wird sie in einen anderen Körper zurück ins Leben geschickt. Jetzt liegt es an ihr, einen Weg zu ihren Lieben und in ihr altes Heim zu finden.

„Zu mir ans Meer“ von Sigrid Hunold-Reime ist ein engelsgleicher Wohlfühlroman, der mit feinem Humor, den Blick auf sich selbst und den eigenen Alltag schärft.

Birthe ist ein unkomplizierter Mensch frei von Ecken und Kanten. Sie fügt sich nahtlos in ihre Umgebung ein, macht, was von ihr erwartet wird und freut sich, wenn sie für sich und ihre Lieben den Alltag in Schwung und Ordnung hält.

Gerade noch mitten im Leben wird sie von einem PKW aus der Welt gerammt. Dem unerwarteten Abbruch zum Trotz, darf sie in Mias Körper zurück in die Sterblichkeit. Hier muss sie sich erst damit arrangieren, dass sie im untrainierten und schmalen Körper der unzuverlässigen und depressiven Altersgenossin steckt. Dennoch ist Birthe auf der Mission, sich einen Weg in ihr eigenes Leben zu bahnen.

Natürlich ist es alles andere als einfach in einem fremden Körper seinen liebsten Menschen wieder zu treffen. Daher stolpert Mia alias Birthe etwas ungeschickt in die Nähe ihrer Familie. Unter falschen Vorgaben erlebt sie ihr vergangenes Dasein als Birthe aus der Perspektive ihrer nächsten Angehörigen, und ist erstaunt, welches Bild von ihr geblieben ist.

Nach und nach beschleicht sie das Gefühl, dass sie alles andere als glücklich war und erlebt in Mias Körper einen ungeahnten Perspektivenwechsel.

Die Autorin schreibt locker, leicht und flüssig. Mühelos kommt man in der Geschichte und somit in Birthes Gedanken sowie Wahrnehmung an. Auf der einen Seite ist man genau wie sie erbost und erstaunt, was nach dem tödlichen Unfall mit ihr abgezogen wird. Danach ist man gespannt, wie sich Birthe in Mias Körper in ihr altes Leben schleichen will.

Die Hauptfigur war für mich wunderbar gezeichnet. Dabei beweist die Autorin ordentliches Geschick, Fremd- und Selbstwahrnehmung nebeneinander zu stellen. Denn Birthe trifft auf vertraute Menschen, welche ihr ungeahnte Wahrheiten oder Annahmen über sie erzählen.

Somit reflektiert sie ihre bisherige Existenz und kommt für sich zum Schluss, was ihr tatsächlich wichtig im Leben ist. Doch bis dahin muss sie einige Fallstricke umgehen, weil es gar nicht so einfach ist, als Mia Birthe zu sein.

Für mich hat die Autorin auf himmlische Weise auf den Punkt gebracht, dass es gut ist, mittendrin mal das Hamsterrad anzuhalten, in sich zu gehen und sich zu fragen, was einem wirklich wichtig ist. Zudem habe ich daraus mitgenommen, dass es hilfreich ist, sich nicht nur selbst zu betrachten, sondern einen Blick auf sein Umfeld und seine Lieben zu werfen. Denn oftmals müht man sich für andere mit Kleinigkeiten ab, die vielleicht total unbedeutend sind.

An oberster Stelle - egal ob im Roman oder im echten Leben - stehen das Gespräch und Kommunikation. Viel zu leicht entstehen Missverständnisse, die auf das Lebensglück drücken, obwohl diese in Wahrheit falsche Annahmen oder schlicht Einbildung sind.

Sigrid Hunold-Reime spricht in ihrem engelsleichten Roman, persönliche und drückende Themen von Alltag und Leben an. Trotzdem schreibt sie federleicht und amüsant, sodass dieses Werk Lesevergnügen zu bieten hat.

Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Es hat Spaß gemacht, Birthe beziehungsweise Mia auf dem Trip zwischen Himmel und Erde zur Seite zu stehen.