Rezension

Enttäuschend - nicht der übliche Quinn-Schreibstil

Queen Charlotte - Bevor es die Bridgertons gab, veränderte diese Liebe die Welt -

Queen Charlotte - Bevor es die Bridgertons gab, veränderte diese Liebe die Welt
von Julia Quinn

Bewertet mit 2 Sternen

Für alle, die keine Lust auf längere Ausführungen haben, mach ich's kurz: Dieses Buch hat mich enttäuscht. Warum?

Regency-Flair: Check.

Wiedersehen mit einigen geliebten Charakteren: Check.

Interessante Romanze: Check.

Gefühl und Mitfieber-Faktor: Zero.

Es bricht mir das Herz, denn ich hatte mir so viel bzw. etwas anderes von diesem Werk erhofft.

Ich liebe den üblicherweise beschwingten, von Charme, klugem Wortwitz und Eleganz geprägten Schreibstil der großartigen Bestsellerautorin Julia Quinn. Doch hier war der Erzählton ein anderer; es fühlte sich zeitweise sogar so an bzw. klang zwischenzeitlich so, als stamme das Werk nicht aus ihrer Feder oder als hätte sie nur hier und da etwas beigesteuert.

Mit fehlten die Leidenschaft, der Humor, die Leichtigkeit, das vertraute, sich bei all ihren anderen Büchern wie selbstverständlich einstellende Gefühl, den Figuren nahe zu sein und mit ihnen mitzufiebern, mich in den kunstvollen Beschreibungen zu verlieren. Stattdessen wirkten viele Textpassagen mehr erklärend als erzählend, mehr belehrend und moralisierend als tatsächlich emotional berührend, mehr tragisch und schicksalhaft als herzerwärmend.

Selbst das gut erdachte und bewährte Rahmengefüge hat - all meiner Liebe zum Bridgerton-Universum zum Trotz und ungeachtet meiner vorangegangenen Neugier auf die Background-Story der Queen - den Eindruck, den dieser andere Schreibstil bei mir hinterlassen hat, nicht übertünchen können. Ich hoffe inständig, dass bei dem Smythe-Smith-Spinn-off wieder einzig allein Julia Quinn die Schreibfeder schwingen wird – hier kam es mir so vor, als wäre sie maximal Co-Autorin gewesen.

"Seine Haut war braun. Ihre Haut war braun. Braun wie Schokolade, wie warmes, samtiges Holz. […] Charlotte wusste, was hellhäutige Europäer über Menschen wie sie sagten. Warum wollte er seine Blutlinie mit einem Mädchen von maurischer Herkunft »beflecken«?"

Bei Queen Charlottes Geschichte wurde weitaus mehr Augenmerk auf Social Inclusion gelegt als bei den bisherigen Bridgerton-Romanen. Die Wichtigkeit dessen steht überhaupt nicht zur Debatte, mit der Umsetzung hingegen war ich nicht glücklich. Das permanente direkte Benennen der jeweiligen Hautfarben wirkte auf mich zu gewollt und (aufgrund der häufig einhergehenden Erklärung, wer woher abstamme) zu rechtfertigend, was die Selbstverständlichkeit von Inklusion in meinen Augen zunichtemacht. Inklusion muss das Normalste und Menschlichste auf der Welt sein – und auf diese Weise sollte es meiner Meinung nach auch in der Story aufgegriffen werden (… und nicht mit der Brecheisen-constantly-in-your-face-Methode). Ich könnte ganze Seiten füllen mit Formulierungen à la:

"»[…] Aber sie ist sehr braun. […]«"

"»Niemand hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie derartig braun ist.«"

"»Ich wusste, dass sie ein bisschen dunkel ist […]«"

"»[…] Ich dachte, sie hätte die Farbe von Milchkaffee.«"

"Aristokraten, die allesamt porzellanweiße Haut hatten."

"Agathas dunkle Haut bedeutete, dass sie niemals als passende Gesellschaft für die Töchter der Aristokratie in Betracht käme […]"

"Es war eine junge Frau. Deren Haut dieselbe Farbe hatte wie Agathas, vielleicht einen Ton heller oder dunkler […]. Doch sie war definitiv nicht weiß […]."

In anderen Worten: I get it. Die Message ist angekommen und wird unterstützt – aber können wir uns jetzt bitte, bitte wieder der Romantik zuwenden?

Fazit:

Zum ersten Mal hat ein Quinn-Buch mich enttäuscht. Von mir gibt es eine bedingte Empfehlung für alle eingefleischten Bridgerton-Fans.