Rezension

Enttäuschend uninspiriert

1989 - Wahrheit oder Tod -

1989 - Wahrheit oder Tod
von Val McDermid

Bewertet mit 2 Sternen

Die Pressekonzentration hat Ende der achtziger Jahre rasant zugenommen, fast alle Printmedien befinden sich mittlerweile in den Händen zweier einflussreicher Mogule. Einer ist Ace Lockhart, Allie Burns‘ neuer Chef. Skrupellos, nur den Verkaufszahlen und dem Profit verpflichtet. Auch das Nachrichtenmagazin, für das sie arbeitete, ist im Besitz Lockharts und zu dem typischen Tabloid mit den reißerischen Schlagzeilen verkommen. Investigativer Journalismus ist nicht mehr gefragt, was die mittlerweile in Manchester lebende Allie schmerzhaft feststellen muss. Eine ihrer Reportagen, die die unhaltbaren Zustände in der (Nicht-)Behandlung von HIV-Infizierten in Schottland, deren Übersiedlung nach England und den Machenschaften der Pharmaindustrie schildert, erscheint zwar, wurde allerdings auf Anweisung des Herausgebers stark modifiziert und hat nichts mehr mit Allies eigentlichem Artikel zu tun.

Es hätte dem Roman mit Sicherheit nicht geschadet, wenn McDermid tiefer in diese Themen eingestiegen wäre. Ob das nun die Pressekonzentration und ihre Auswirkungen, die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen in den überwiegend männlich geprägten Redaktionen, die verheerenden Auswirkungen, die Thatchers Politik für GB hatte, Aids im Spiegel der Öffentlichkeit, die Katastrophen von Lockerbie und Hillsborough (werden zumindest am Rande erwähnt) und…und…und

Stattdessen schickt McDermid ihre Protagonistin nach Ost-Berlin, wo diese sich in eine mehr als lächerliche Fluchtgeschichte verwickeln lässt, die sie – natürlich – in den Stasiknast bringt. Aber es geht noch wesentlich schlimmer. Die gefakte Entführung von Tycoons Töchterlein.Was sich die Autorin dabei gedacht hat, lässt sich noch nicht einmal vermuten. Für die Handlung war dies jedenfalls meiner Meinung nach überflüssig wie ein Kropf.

Langer Rede, kurzer Sinn:1989“ ist enttäuschend uninspiriert und hält dem Vergleich mit dem Vorgänger leider in keinster Weise stand. Von der gelernten Journalistin Val McDermid erwarte ich mehr als eine Aneinanderreihung uninteressanter Ereignisse und eine Playlist am Ende des Buches.