Rezension

Enttäuschendes Finale

Das Gewölbe des Himmels 2 - Peter Orullian

Das Gewölbe des Himmels 2
von Peter Orullian

Bewertet mit 3 Sternen

Mir hat bei diesem Buch eigentlich nur eine Sache wirklich richtig gut gefallen: Dies ist die zweite Häfte des ersten originalen Bandes und beide Hälften sind innerhalb eines Monats erschienen. So konnte ich die zweite Hälfte lesen, bevor alle Details der ersten sich verflüchtigten und ich kam wieder sehr schnell in die Geschichte hinein. Das war es schon mit den Highlights. Zwar ist dieser Band wie auch der erste gut geschrieben, so dass man ihn flüssig lesen kann, aber die Schwächen der ersten Hälfte wurden hier leider nur noch schlimmer.

Was im ersten Band geschah:

Hinter dem Schleier in einem Gebiet, das sich Born nennt, leben allerlei finstere Gestalten und Monster – Stilletreue genannt – des  vertriebenen Schöpfers Quietus. Der Schleier wird schwächer und die Stilletreuen machen sich auf in das Land der Menschen. Nur scheinen sie gar ein Ziel zu haben: Das kleine Helligtal, indem die Protagonisten der Geschichte leben. Der Leser wird mit den Figuren gemeinsam sofort in die Geschichte hineingeworfen: Tahn begegnet einem Stilletreuen, kann sich retten, flieht zum Gasthaus, wo er auf seinen Freund Sutter trifft. Dort wartet auch schon der Sheson Vendanji (eine Art Magier, dessen Orden verfolgt wird) in Begleitung der Fern Mira auf Tahn, denn die Stilletreuen sind hinter ihm her – warum, dass darf noch nicht offenbart werden. Nach der Eröffnung, dass sie zum Schutz ihrer Familien das Tal verlassen müssen, fällt Tahn siedend heiß ein, dass seine Schwester niederkommen könne und kaum hat er das Haus erreicht, wird er Zeuge, wie ein Stilletreuer seiner Schwester das totgeborene Kind raubt. Mit ins Boot geholt werden muss auch noch Breathen, der sich sein Leben lang darauf vorbereitet hat ein Sodale zu werden, wohlweißlich, dass dieses Ziel im Grunde nicht erfüllt werden kann. Da jedoch auf einmal ein sodaleloser Sheson auftaucht, sieht er seine Chance gekommen und ist gleich darauf in seinem Stolz verletzt. Diese Gruppe von sechs unterschiedlichen Menschen macht sich nun auf den Weg, um nicht nur vor den Stilletreuen zu fliehen, sondern auch um im Zielort Decalam… – ja, was erfährt man nicht. Auf dem Weg dorthin wird die Gruppe nach allerlei Abenteuern klassischerweise getrennt. Die einzelnen Splitter Vendanji, Mira und Braethen, Wendra und der neu hinzugekommene Penit sowie Tahn und Sutter machen sich allein auf, das Ziel zu finden.

In diesem Band nun kommen die einzelnen Gruppen nach und nach in Decalam an. Vendanji offenbart den Grund der Reise nach Decalam und nachdem sich dies erübrigt hat, reisen sie nun weiter an den Rand der Welt zum Tillinghast, den Tahn betreten muss. Zunächst müssen sie allerdings aus Decalam wieder heraus, da sich Tahn und Sutter in eine arge Miesere gebracht haben. Auf dem Weg zum Tillighast werden sie erneut von Stilletreuen verfolgt. Kann Tahn sein Schicksal annehmen?

Wenn ich mir meine inhaltlichen Beschreibungen beider Bücher so durchlese, klingen sie irgendwie als hätte ich sie zu einem Kinderbuch geschrieben, so lächerlich banal ist die Handlung. Leider ist sie nicht überspitzt, der Inhalt ist wirklich so nichtssagend. Zwar lässt sich wie gesagt das Buch eigentlich ganz gut lesen, aber es wirkt komplett unausgereift und ist weit entfernt von tiefgründiger, atmosphärischer High-Fantasy. Auch hier reihen sich Mini-Episoden aneinander, so dass das Buch eher wie eine Verschriftlichung eines Fantasy-Rollenspiels wirkt.
Dabei wird es sogar zeitweise sehr spannend, so dass ich unbedingt weiter lesen wollte. Dies lag aber nicht an einem wunderbar interessanten Finale oder einer guten Schlacht, nein nach über 1000 gelesenen Seiten wurde endlich etwas von Tahns Vergangenheit offenbart und auch vom Zweck der Reise. Leider reagiert Tahn sehr dämlich auf die Offenbarungen ihm gegenüber und außerdem sind diese nicht mal vollständig. Der Leser weiß am Ende, wer der Vater ist, aber nicht, wer die Mutter ist – obwohl ich mir eigene Schlüsse ziehen konnte. Richtig blöd war jedoch das Finale. Nach dieser elendig langen Reise, kommen sie endlich im Tillighast an, es vollzieht sich, was sich vollziehen muss und ich habe rein gar nichts davon verstanden. Nichts. Null. Für mich war danach alles beim Alten. Entweder der Autor hat sich dieses auch so tolle Finale zu kompliziert - oder zu banal ausgedacht. Ich  weiß jedenfalls nicht, was das alles sollte und habe mich deswegen etwas veräppelt gefühlt, da ich doch so viel Zeit bereits in diese Reihe investiert hatte. Zudem bringt Tahn Wendra gegen sich auf. Was doppelt dämlich ist, weil sie zum einen dort im Grunde nichts zu suchen hat und zum anderen sich zu stark und künstlich aufregt. Wendra und viele der anderen Charaktere handeln nicht konsequent und sind nicht ausreichend modelliert. Das lässt für mich nur einen einzigen Schluss zu: Diese Reihe ist für mich an dieser Stelle beendet. Sie ist zu banal, zu unausgegoren und planlos außerdem. Die Hoffnung, die ich nach der ersten Hälfte hatte, dass ich nun nach Lektüre der zweiten schlauer sei, was den Gesamtablauf betrifft und welche Möglichkeiten es gibt, die Stilletreuen endgültig zu besiegen, wurde nicht bestätigt. Ich weiß immer noch nicht mehr. Und die Karte ist immer noch großer Mist.

Fazit des gesamten ersten Teils: Das Gewölbe des Himmels ist eine Reihe, die für mich konzeptlos daher kommt. In diesem ersten Band reihen sich Episoden aneinander, die zwar an sich gut zu lesen sind, aber sich nicht stimmig zu einem großen Ganzen fügen, vor allem weil die Charaktere zwischenzeitlich getrennt werden. Der Plot ist belanglos, vor allem weil ich nach dem enttäuschenden Finale immer noch nicht schlauer bin, was das alles sollte und wie es nun weitergeht. Zwar ist das Buch gut geschrieben, aber aufgrund der Konzeptlosigkeit nicht wirklich gut. Nicht einmal die Charaktere konnten mich gänzlich überzeugen. Für mich ist diese Reihe an dieser Stelle beendet.