Rezension

Ereignisreiche Familiengeschichte aus Griechenland

Bittersüße Mandeln -

Bittersüße Mandeln
von Hanna von Feilitzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Im griechischen Bürgerkrieg verlässt Anna das Heimatdorf am Peleponnes und flieht zu Verwandten nach Athen, um ihren Kindern ein sicheres Leben zu bieten. Obwohl sie es als junge Frau nicht leicht hat, gelingt es ihr ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Denn die Männer haben das Sagen. Das wird ihr schmerzhaft bewusst, als ihr Mann Manolis nach Jahren im Gefangenenlager zur Familie zurückkehrt. Sie akzeptiert ihren geliebten Mann als Oberhaupt, arbeitet aber dennoch unbeirrt daran, ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. 

Ich habe das Hörbuch von Saga Egmont als Freiexemplar zur Rezension erhalten; dies beeinflusst meine Rezension aber nicht. Das Cover zeigt in der unteren Hälfte die Akropolis in Athen, seitlich eingerahmt von weißen Blüten. Der Titel des Romans wird im Lauf des Buchs erläutert und passt sehr gut zur Familiengeschichte. Elisabeth Mell als Sprecherin gestaltete sich für mich am Anfang recht gewöhnungsbedürftig; die Intonation, gerade griechische Begriffe betreffend, sitzt nicht immer, die Sanftheit in ihrer Stimme – fast möchte ich sagen, die Weinerlichkeit, will nicht recht zu Annas Schicksal passen, denn die Protagonistin ist ein starker Charakter. Dennoch habe ich die Stimme der Sprecherin mit der Zeit schätzen gelernt und da die Geschichte an sich großartig geschrieben ist, hat auch das Hörbuch die Anzahl von fünf Sternen verdient. 

Das Buch verläuft auf zwei Zeitebenen. Stellas Part spielt in der Gegenwart: als ihre Mutter in Athen einen Schlaganfall erleidet, erzählen die Onkel und Tanten der jungen Frau die Geschichte der Familie. So erfährt Stella, wie es ihren Vorfahren seit Annas Flucht vom Peloponnes ergangen ist.  

Der Sprachstil des Buches ist sehr angenehm und fließend, die beiden Erzählebenen sind perfekt ineinander verwoben und lassen den Hörer sofort in die Geschichte eintauchen. Die Autorin verarbeitet vielfältige Themen in der interessanten Familiensaga. Sie schreibt über Tradition und Liebe, Treue und Verrat, Aberglauben und Religion, schafft es aber, in ihrer Wortwahl niemals kitschig zu werden. Die persönlichen Probleme und Entbehrungen und deren Auswirkungen auf die Handelnden machen das Buch zu einer großartigen Chronik. Diese ist außerdem genau recherchiert, die Erlebnisse der Protagonisten werden auch anhand der - oft recht unruhigen - politischen Hintergründe Griechenlands dargestellt. Immer wieder fließen auch griechische Ausdrücke und Zitate antiker Philosophen ein. 

Insgesamt ist der Autorin mit diesem Buch ein rundes Ganzes gelungen, das absolut zu empfehlen ist. Ich habe mich beim Hören dieses Werkes vollkommen nach Griechenland versetzt gefühlt und mich dabei sehr wohlgefühlt.