Rezension

Interessante Familiengeschichte aus Griechenland

Bittersüße Mandeln -

Bittersüße Mandeln
von Hanna von Feilitzsch

Griechenland nach dem 2. Weltkrieg - Griechische Familiengeschichte - Peloponnes - traditionelle Frauenrolle in Griechenland - Auswandern USA - Gastarbeiter Deutschland - Griechen in den USA - aktuelle griechische Geschichte - Emanzipation der Frau - Familienzusammenhalt

Griechenland war bei uns im Geschichtsunterricht immer nur Antike. Von der neueren Geschichte wusste ich fast nichts. Das hat sich durch diesen Roman geändert. Dafür vielen Dank! Erzählt wird von der Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis in die Zeit der Krise Anfang der 2000er Jahre über eine wohl irgendwie typische griechische Familie, die unendlich viele Hürden überwinden musste und in der es doch viel Liebe und Zusammenhalt gab. Weit spannt die Autorin den Bogen, von 1944 und den Untergrundkämpfen sowie über Wirtschaftskrisen bis hin zu den Familienmitgliedern, die in den USA oder in Deutschland ihr Glück suchten. Erzählt wird auf zwei Ebenen: Da ist zum einen die Tochter aus Deutschland, die ihre griechisch-stämmige Mutter nach einem Schlaganfall im Krankenhaus in Athen besucht. Dort trifft sie auf einen Bruder der Mutter, der ihr die Geschichte ihrer Familie erzählt, das ist dann die zweite Ebene. Es beginnt mit Anna, der Großmutter, die schwanger mit dem fünften Kind aus ihrem Heimatdorf auf der Peloponnes fliehen muss. Nach vielen Wochen kommt sie in Athen an, schlüpft bei Verwandten unter und schafft es mit viel Tatkraft, einen landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen und erfolgreich zu führen. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass Anna weder lesen noch schreiben kann. Ihr Ehemann, den sie leidenschaftlich liebt, bleibt zunächst verschollen, dafür interessiert sich einer ihrer Arbeiter für sie... Wie wird es weitergehen?

Es kommt danach noch ganz viel, fast ein wenig zu viel. Aber wohl realistisch, denn viele Griechen suchten vor allem nach dem 2. Weltkrieg ihr Glück und ein wenig Wohlstand im Ausland. Deshalb wird die Geschichte auch in den USA und in Deutschland weitererzählt und es wird erklären, warum die Tochter aus Deutschland anreist....

Ich habe etwas gebraucht, um in dem Buch anzukommen, doch dann hat es mich gepackt. Ich war dann auch neugierig, welcher der Töchter von Anna nun die im Krankenhaus liegende Mutter ist.... das wird nämlich ziemlich lange nicht enthüllt... zwischendurch war ich zwar geschockt von den mangelnden Bildungsmöglichkeiten für Frauen damals und von dem traditionellen Rollenbild, das für Frauen vorgesehen war (was allerdings in Deutschland auch nicht unbedingt sooo viel besser lief....). Aber die Frauen dieser Familie waren ziemlich stark (meistens, nicht immer) und konnten im Endeffekt das Beste daraus machen. Viel gelernt habe ich auch über die Traditionen in Griechenland, über die politischen Entwicklungen dort und über die Tendenz, dem Staat nicht zu sehr zu vertrauen...

Es soll einen zweiten Band geben. Ich bin gespannt, was dort erzählt wird.