Rezension

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Erinnerung und Lüge -

Erinnerung und Lüge
von Anne-Marie Garat

Bewertet mit 3 Sternen

Dass das Buch nicht leicht zu lesen ist, lässt bereits die Leseprobe erkennen, doch da konnte ich die Handlung noch nachvollziehen. „Lotties Erzählungen“ könnte ich das Buch auch betiteln.

Lottie ist eine alte Frau, als im Jahr 1980 eine Wissenschaftlerin in ihr Dorf Mauduit kommt, um eine Feldforschung für eine Gruppe Studenten vorzubereiten. Die beiden Frauen verbringen viel Zeit miteinander, wobei die Wissenschaftlerin namenlos bleibt (oder habe ich es überlesen?).

Die Geschichte lebt von Lotties Erzählungen, bei denen sich Erinnerungen mit Fantasie mischen. Ich habe Sätze entdeckt, die mir durch ihre Ausdrucksstärke gefallen, Sätze wie diesen: „Berthe ist eine von denen, die einen Feind brauchen, dem sie alles Elend ihres Daseins in die Schuhe schieben können, das ist gar nicht so anders als die Liebe, bloß das Gegenteil.“

Womit ich meine Schwierigkeiten hatte, sind in erster Linie die außergewöhnlich langen und sehr verschachtelten Sätze, die auch schon mal 20 Zeilen umfassen. Doch nicht nur die erforderten meine volle Konzentration und Aufmerksamkeit. Der Roman wird zu einem sehr großen Teil in Ich-Form erzählt. Das mag ich im Allgemeinen gern, doch hier betrifft es neben Lottie auch die Wissenschaftlerin oder sogar noch weitere Personen. Noch schwieriger gestaltet sich alles, weil man auf Zeichensetzung der wörtlichen Rede verzichtet.

Ich lese gern und lese viel, bin in verschiedenen Genres unterwegs, doch dieses Buch ist für mich (leider) eine der bisher größten Herausforderungen gewesen.