Rezension

Erinnert an die Klassiker

Mord ist nur ein Spiel - Gordon Ferris

Mord ist nur ein Spiel
von Gordon Ferris

~~Handlungsort des ersten Danny McRae Thrillers "Mord ist nur ein Spiel" des schottischen Autors Gordon Ferris ist London. Der Zweite Weltkrieg ist zwar zu Ende, aber die Bevölkerung kämpft noch immer mit dessen Nachwirkungen. Häuser sind zerbombt, die Versorgungslage ist schwierig, von Normalität sind die Londoner noch meilenweit entfernt.

 Hauptfigur ist der ehemalige Polizist Danny McRae, der verwundet an Leib und Seele aus dem Krieg heimgekehrt ist. Immer wieder wird er von Ohnmachtsanfällen und Amnesien geplagt, die ihren Ursprung in den grausamen Folterungen haben, denen er während seines Aufenthaltes im Konzentrationslager Dachau ausgesetzt war. Deshalb ist ihm auch die Rückkehr in den Polizeidienst versperrt, und so verdient er seinen Lebensunterhalt als Privatdetektiv.

 Als er von einer jungen Frau den Auftrag erhält, nach ihrem spurlos verschwundenen Geliebten zu suchen, wird McRae erneut mit seiner Militärvergangenheit konfrontiert, denn es stellt sich heraus, dass der Verschwundene ein ehemaliger Kriegskamerad und Vorgesetzter ist. Und da Danny hofft, dass dieser ihm helfen kann, Licht ins Dunkel seiner Vergangenheit zu bringen, nimmt er den Auftrag an. Zeitgleich sucht sich ein Serienmörder seine Opfer unter den Londoner Prostituierten, und Detetective Wilson ist überzeugt, dass McRae in die Mordserie verwickelt ist.

 Zu Beginn erinnert der Erzählstil von Gordon Ferris sehr an die Klassiker Chandler und Hammett, aber je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr tritt dieser Aspekt in den Hintergrund. Die Geschichte lebt von ihrer Hauptfigur, dem traumatisierten Privatdetektiv, der nach seiner Vergangenheit sucht, damit er die weißen Flecken in seinen Erinnerungen ausfüllen und ohne Selbstzweifel weiterleben kann.

 Der eigentliche Kriminalfall und die Entlarvung des Mörders hingegen werden eher nebensächlich abgehandelt, was aber nicht unbedingt negativ zu bewerten ist - es sei denn, der Leser orientiert sich nur an der Handlung und nimmt die Zwischentöne nicht wahr.

 Mit "Mord ist nur ein Spiel" hat Gordon Ferris einen dunklen Roman geschrieben, der zum einen die deprimierende Atmosphäre im London der Nachkriegszeit transportiert und zum anderen dem Leser die Selbstzweifel und Qualen des Protagonisten vermittelt.

 Die Krimihandlung war für mich allerdings ab einem gewissen Punkt eher nebensächlich, weil mir die Entwicklung der Hauptfigur wesentlich interessanter schien. Leider ist es dem Autor aber nicht wirklich gelungen, Sympathien für seine Figuren zu wecken. Als Leser fühlt man sich eher in der Position des Beobachters, der das Geschehen eher emotionslos aus der Distanz betrachtet.