Rezension

Erinnerungen an die "Alte Heimat" ...

Das Auswanderer-Kochbuch - Bettina Meister

Das Auswanderer-Kochbuch
von Bettina Meister

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe mir dieses Buch gewünscht, da es auch in meiner eigenen Familie Auswanderungen gab und ich mich durch die Küche ein wenig mit Ihnen verbunden fühlen wollte. Sehr groß war meine Freude dann, als dieses tolle Kochbuch tatsächlich bei mir eintrudelte. Meine Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Beim Aufschlagen stolpert man sofort über die Originalfahrkarte eines jungen Mannes, der wohl 1908 auch sein Glück in den Vereinigten Staaten suchen wollte. Weiter geht es mit wunderbaren Eindrücken zum Auswandererhaus in Bremerhaven, das ich selbst vor einigen Jahren besuchen durfte. Das Vorwort stimmt den Leser dann auf die ersten Rezepte ein. Kühlraum auf den Schiffen war begrenzt oder gar nicht vorhanden, so dass die Haltbarmachung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle spielte. Verschiedene Dörr- und Trockenmethoden, sowie das Pökeln wird im ersten Kapitel anschaulich erklärt. Weiter geht es mit Speiseplänen zum Nachkochen …hier haben es mir besonders die sauren Linsen angetan, die auch bei uns zu Hause öfter mit Spätzle und Speck auf den Tisch kommen. Im nächsten Abschnitt wird die Küche anderer Länder beleuchtet, denn auch unsere englischen, irischen und schottischen Nachbarn wagten zu Hauf den Weg über den großen Teich. Neben leckerem Irish Stew fehlt hier auch nicht das Rezept zu meinem geliebten Shortbread. Darauffolgend entdeckt man einige kurze Auswanderergeschichten, die das Buch – das ja eigentlich als Kochbuch betitelt wurde – auflockern und unheimlich interessant machen. Nach weiteren Rezepten und Tipps und Tricks zur Vorratshaltung, Reinigung und Krankheitsbekämpfung landen wir wieder bei tollen Rezepten, die tatsächlich auf Überfahrten serviert wurden – hier allerdings sicherlich nicht in der dritten Klasse! Neben Frühlingssuppe und Potage a la Cardinal schließen wir den Magen mit einem großen Stück New York Dark Chocolate Cheesecake, den man übrigens auch hier zu Hause, genauer gesagt im Deutschen Auswandererhaus genießen kann.

Fazit: Wer ein Kochbuch mit hunderten von Rezepten erwartet, wird hier enttäuscht sein. Wer allerdings ein Stück Auswanderergeschichte gepaart mit außergewöhnlichen Köstlichkeiten wünscht, dem wird hier mehr als gerecht. Von mir eine absolute Empfehlung für (Hobby)Köche mit Interesse an der Geschichte der Auswanderung.