Rezension

Ermittlungsarbeit kann so spannend sein

Anglermord in Altfunnixsiel. Ostfrieslandkrimi -

Anglermord in Altfunnixsiel. Ostfrieslandkrimi
von Rolf Uliczka

Bewertet mit 5 Sternen

Spannung, ein interessanter Fall mit überraschenden Wendungen, Nordseefeeling, sympathische Ermittler

„Anglermord in Altfunnixsiel“ von Rolf Uliczka ist bereits der 16. Band dieser Reihe, die ich seit Band 12 mit Begeisterung verfolge.

Worum geht es?

Auf einem Campingplatz wird ein Angler getötet, ein allseits, auch bei den Frauen beliebter Handwerker. Was war das Motiv? Eifersucht? Oder war es einer der Einbrecher, die ebenfalls am Campingplatz logieren und von dort auf Raubzug gehen?

Schon nach wenigen Seiten war ich wieder heimisch in der Polizeistation Wittmund. Sind mir doch alle längst vertraut. Doch auch Neueinsteiger haben sicher kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Zudem gibt es immer wieder Hinweise auf frühere Fälle bzw. auf die Vorgeschichte der Protagonisten.

Bereits das Cover vermittelt einen Eindruck von dem an einem Fluss gelegenen Campingplatz und von der Weite des Umlandes. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind allerdings weder mit Orts- noch mit Zeitangaben versehen. Dass es sich um einen „Ostfrieslandkrimi“ handelt, wird durch einige im ostfriesischen Dialekt geführte Dialoge unterstrichen, was problemlos verständlich ist. Das Buch erschien 2022. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Corona wird nicht erwähnt.

Szenen-, Orts- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Im Mittelpunkt stehen die aufwendigen, akribischen Ermittlungsarbeiten, deren Ablauf sehr detailliert geschildert wird. Es wird sehr deutlich veranschaulicht, wie sehr die Polizeiarbeit heutzutage von den technischen Hilfsmitteln profitiert, vom Fingerabdruck- und DNA-Abgleich angefangen, über Internetrecherchen, GPS-Tracking und Auswertung von Handy- oder PC-Daten. Allerdings arbeiten auch die Täter damit. Auch die Aktionen der Verdächtigen oder Tätern kann man mitverfolgen, hat somit einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei.

Das sympathische Ermittler-Duo Nina und Bert ist mit Leib und Seele dem Beruf verbunden, die beiden wirken authentisch und bestechen auch durch ihre Art und Weise, wie sie mit ihren KollegInnen umgehen. Mir gefällt dieses harmonisch zusammenarbeitende Team. Da sich die Ermittlungen nur über wenige Tage erstrecken, ist diesmal wenig Raum für das Privatleben.

Dadurch, dass mit dem Mordfall auch noch eine Einbruchserie verwoben ist, sich immer wieder neue Verdächtige und mögliche Mordmotive herauskristallisieren, ergeben sich viele Möglichkeiten zum Miträtseln. Die mühsame Ermittlungstätigkeit wird so detailliert geschildert, dass man sich richtig integriert fühlt. Man verfolgt wie die Kriminalisten immer wieder in die Irre führende Spuren, wird von neuen Erkenntnissen überrascht, bis der Fall schließlich eine völlig unerwartete Wendung nimmt, sich fast alles schlüssig löst – sehr realistisch wird auch aufgezeigt, wo die Grenzen der Ermittler bzw. der Gerichtsbarkeit liegen, dass man manchen Tätern ihre Taten leider nicht nachweisen kann und sie damit ungeschoren davonkommen, oder durch „geschickte“ Anwälte ein geringeres Strafmaß erzielt wird.

„Anglermord in Alfunnixsiel“ hat mir wieder einmal äußerst fesselnde Lesestunden beschert. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall!