Rezension

Ernesto Valenti ermittelt ...

Der letzte Rock hat keine Taschen
von Wilhelm Kuehs

Bewertet mit 5 Sternen

Ein tibetischer Mönch wird tot in Hüttenberg aufgefunden. Hüttenberg ist, gemeinsam mit dem Heinrich-Harrer-Museum das Zentrum der Exil-Tibeter in Kärnten.

Obwohl die Polizei anfangs noch von ungeklärter Todesursache ausgeht, hat der Journalist Ernesto Valenti das starke Gefühl, das hier etwas vertuscht werden soll. Dieser Eindruck verstärkt sich, als kurz nach Eintreffen der Polizei, jedoch noch vor der Obduktion, der Pressesprecher des Kärntner Landeshauptmannes höchstpersönlich verkündet, dass der Tod des Mönchs ein Unfall war.

Valenti beginnt zu recherchieren und fördert eine Vielzahl von Malversationen ans Tageslicht. Obwohl der Autor bestimmt und dezidiert darauf hinweist, dass es sich bei diesem Krimi um eine Fiktion handelt und lediglich die genannten Orte der Wirklichkeit entsprechen, so hat manch Österreicher ein Deja-vu-Erlebnis. Der Selbstbedienungsladen bei öffentlichen Geldern, dubiose Kreditvergaben einer Landesbank, Baufirmen, die nichts bauen und eine Landesausstellung, die keinen einzigen längerfristigen Arbeitsplatz schafft – diese Fiktion beschäftigt derzeit die echten Gerichte.

Ich finde dieses Buch äußerst spannend. Nicht so sehr als Krimi, der den Tod des Tibeters aufklärt, sondern als Wirtschaftskrimi. Die Folgen der Misswirtschaft werden noch lange in Zukunft für Kärnten spürbar sein.

Über den Titel habe ich schmunzeln müssen: das Zitat heißt ja eigentlich „das letzte Hemd hat keine Taschen“. Hier passt der Begriff „Rock“ besonders. Einerseits kommen Kilt (=Rock) tragende Kärntner vor und andererseits sagt man in Österreich zu einem Sakko auch „Rock“.

Tja, und außerdem kann sich auch ein verstorbener Politiker nichts in Jenseits mitnehmen.

Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Die Dorf- und Landespolitiker sowie die diversen Dorfgrößen sind recht gut charakterisiert. Ernesto Valenti hat meiner Ansicht nach noch ein wenig Entwicklungspotential. Ich hoffe auf eine Fortsetzung. Material gibt es ja genug.