Rezension

Erschütternd

Verraten und verkauft - Maarit Eronen, Jane Jones

Verraten und verkauft
von Maarit Eronen Jane Jones

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Menschenhandel ist das am schnellsten wachsende Verbrechen der Welt. Etwa 40 Millionen Menschen sind der modernen Sklaverei ausgesetzt, 71 Prozent davon Frauen...“

 

Der Satz steht im Vorwort des Buches. Anschließend folgen einige sehr persönliche Worte von Buttercup, die unter diesem Namen im Buch ihre Geschichte erzählt. Es ist eine Geschichte von Armut, Drogen und Prostitution.

Buttercup lebt in Südafrika in einem Township. Die Mutter hat Alkoholprobleme und verlässt die 8jährige Tochter, um eine neue Familie zu gründen. Das Mädchen wächst mehr schlecht als recht bei der Großmutter auf. Ihre Cousine Rosa, die die einzige ist, die sich wirklich um sie kümmert, stirbt in jungen Jahren.

Erschütternd ist die Beschreibung der Jahre der Kindheit. Hinzu kommt, dass die junge Frau sich zwar ein Leben aufbauen will, ohne Schutz einer Familie aber auf der Straße Freiwild ist.

Mit 16 Jahren wird sie das erste Mal schwanger. Dann beginnt die Abwärtsspirale.

Der Schriftstil ist sehr sachlich gehalten. Dadurch wirken die beschriebenen Verhältnisse besonders eindringlich.

Deutlich wird, wie junge Männer sich den Frauen nähern, ihnen Wohnung und Unterhalt versprechen und sich dann von den Frauen aushalten lassen. Die Abhängigkeit von Drogen sorgt dafür, dass die Frauen keine Chance haben, aus dem System auszusteigen, denn ohne ihren sogenannten Beschützer kommen sie nicht an den nötigen Stoff. Dass sie die alleinigen Verdiener sind und eigentlich die Männer aushalten, ist ihnen nicht bewusst oder wird verdrängt. Trotzdem kommen Fragen wie diese:

 

„...Wenn ich etwas zu bieten hatte, was diese Männer unbedingt brauchten, warum schätzten sie mich dann nicht? Wieso behandelten sie mich wie Dreck und genossen gleichzeitig meinen Körper?...“

 

Selbst ein Hochzeit ist nur Mittel zum Zweck. Hinzu kommt, dass die junge Frau kein Vertrauen mehr zu Menschen hatte. Ihr Selbstbewusstsein schwindet mit Drogensucht und Gewalt.

Demgegenüber steht die Liebe zu ihren Söhnen. Die ermöglicht ihr, loszulassen und die Kinder in andere Hände zu geben. Sie wachsen bei den Eltern des Vaters in geordneten Verhältnissen auf.

Dann erlebt Buttercup, wie sich Christen um die Prostituierten kümmern. Sie zeigen auch Buttercup eine neue Perspektive auf. Doch sie ist noch nicht so weit. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrem bisherigen Leben und einem Neuanfang – und entscheidet sich für das Gewohnte.

 

„...Mein Leben war so instabil, dass mir die nötige Konzentration fehlte, und meine Hände zitterten so sehr. Die Gelegenheit, die man mir geboten hatte, war mir jedoch kostbar, und ich war nicht bereit zuzugeben, dass ich selbst sie verbockt hatte...“

 

Als sie spürt, dass die Helfer ihr trotzdem weiter zur Seite stehen, bietet sie in einem bewegendem Gebet um Hilfe. Nach einem körperlichen Zusammenbruch nutzt sie die Chance und geht in ein Schutzhaus. Auch das ist kein gerader Weg. Sie braucht ihre Zeit, um zu wissen, was ihr gut tut.

Heute setzt sie sich für Menschen ein, die ähnliche Schicksale haben.

Das Buch gibt einen erschütternden Einblick in einer Welt von Abhängigkeiten und Unterdrückung. Das erzählte Schicksal ist nur eines von vielen.