Rezension

Erster Satz: ' Grace, die ihr kostbares Bündel fest an sich drückte, fand den Bahnhofseingang ohne große Mühe.

Geheimnisvolles Vermächtnis - Mary Hooper

Geheimnisvolles Vermächtnis
von Mary Hooper

Bewertet mit 5 Sternen

Mary Hooper ist bekannt für ihre detaillierte, schillernde Welt im England des 19. Jahrhunderts oder des 16. Jahrhunderts. All ihre Bücher, die mir immer zu dünn erschienen, habe ich verschlungen ( Auflistung folgt unten). Nun legt sie einen Roman vor der fast 400 Seiten sein eigen nennt. Ich war gespannt und begab mich auf eine Zeitreise.

Grace und ihre Schwester Lily wohnen im Elendsviertel von London, dem berüchtigten Seven Dials. Jeden Tag müssen sie hart dafür kämpfen, dass sie etwas zu essen haben und noch ihre Kleider am Leib tragen.

Aber Grace hat es schwer, sie ist ein gefallenes Mädchen und ihr Baby stirbt noch bei der Geburt. Durch die Wirren Londons kämpfen sie sich jeden Tag und treffen auf netten Menschen oder auf hinterhältige, die nicht das beste für die Mädchen wollen. Was steckt hinter der Wohltätigkeit des größten Geschäftsmannes Londons?

Was ich von Anfang an wusste: Hier stimmt jedes geschichtliche Detail, denn Mary Hooper erzählt selten Dinge, die nicht in der Geschichte England oder speziell Londons verankert sind. Am Anschluss des Textes gibt es Anmerkungen zu der Epoche und den Begebenheiten, die ich noch begierig mitgelesen habe.

Die Geschichte selbst ist einfach und verständlich geschrieben. Wörter, die man als Jugendlicher nicht kennen könnte, erklärt Hooper immer sofort, aber ohne dem Leser etwas beibringen zu wollen. Es passiert während man liest

Es ist immer wieder erstaunlich wie detailliert und mit wie viel Liebe jedes kleinste Detail beschrieben wird. Die Kleidung, ob zerfetzt oder nicht, konnte ich beim Lesen fast zwischen meinen Fingern spüren. Oder ich hatte das Gefühl selbst in bestimmten Gassen in London herum zu laufen.

Die Geschichte selbst besticht nicht durch phänomenale Wendungen oder Überraschungen. Es ist ein Buch bei dem der Leser mitdenkt und die Zusammenhänge selbst herausfindet ohne, dass er dazu gezwungen wird.

Ich fühlte mich gut unterhalten, für Erwachsene ist es eine leichte Lektüre, die uns einige Stunden versüßt. Für Jugendliche könnte es ohne, dass sie es merken, ein geschichtlicher Exkurs sein, den sie auf Grund der Intensität nicht vergessen würden.

Wäre das Thema nicht doch etwas zu schlimm für Kinder ( Kindstod, Beerdigungen) würde ich es aufgrund der Schreibweise sogar für diese empfehlen.