Rezension

Es ist das Leben, sonst nichts.

Die Pest - Albert Camus

Die Pest
von Albert Camus

Bewertet mit 3.5 Sternen

In der französich-algerischen Stadt Oran sorgt ein unverständliches Rattensterben für Unruhe. Die toten Nager finden sich in Hauseingängen, auf Straßen und sogar in den Wohnhäusern selbst. Während man anfangs noch Lausbubenstreiche dafür verantwortlich macht, hat es die Stadtverwaltung rasch mit der Entsorgung einer massiven Anzahl an Kadavern zutun. 

Doch die bloße Verwunderung bleibt nicht lange allein und weicht schnell dem allgemeinen Entsetzen. Die elenden Ratten waren die Boten der Pest, die sich über die Stadt an der Küste und ihre Bürger ausbreitet. 

In Camus’ Klassiker „Die Pest“ geht es nicht nur um den Ausbruch und Eindämmungsversuche dieser furchteinflößenden Krankheit, sondern vor allem um gesellschaftliche und zwischenmenschliche Entwicklungen, die durch die Quarantäne einer ganzen Stadt ausgelöst werden. 

Straftäter werden zu beflissentlichen Bürgern, die aufgrund erkrankter oder verstorbener Angestellter eine Aufgabe in der Stadtverwaltung und damit einen Lebenssinn erhalten haben, Prediger sehen die Strafe Gottes, die über einen Sündenpfuhl fegt und ehrliche Bürger, erkennen einen Weg, sich durch das Schmuggeln von Waren aller Art ihren Lebensunterhalt aufzubessern.

Camus bleibt aber nicht bei Einzelschicksalen, sondern beschreibt die Gesellschaft einer Stadt, die sich zuerst vor dem Entsetzlichen verbirgt, sich daraufhin einer unbändigen Lebenslust hingibt und dann doch zur teilnahmslosen Lethargie übergeht.

Ich muss gestehen, all diese Aspekte haben mich weniger interessiert und ich hatte mir hier doch dem Titel entsprechend die Beschreibung einer Pestepidemie erwartet, gerade weil sogar ein Arzt als Protagonist gehandelt wird.

Camus’ wartet hier hingegen mit einer trockenen Gesellschaftsstudie auf, die durch die Worte des Autors nicht besser beschrieben werden könnte:

„Es ist das Leben, sonst nichts“ (S. 316)