Rezension

Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.

Mordsgipfel -

Mordsgipfel
von Markus Richter

Bewertet mit 5 Sternen

"Längst haben Frauen kein Glänzen mehr in den Augen, wenn sie ihn sehen. Außer seine Mutter. Und das kommt vom Kiffen. Trudi weigert sich standhaft, alt beziehungsweise erwachsen zu werden und wohnt aktuell bei ihm in der alten Mühle, weil ihr Vermieter sie rausgeschmissen hat. War ja auch keine wirklich gute Idee, in einem Mehrparteienhaus Tantra-Seminare zu geben. Trudi' s Tantra Time. Wahnsinn! Hoffentlich will sie die Kurse nicht in der Mühel fortsetzen."

 

Sie mögen die Berge? Sie mögen gute Unterhaltung und blicken gern in Abgründe - auch, oder gerade jetzt zur besinnlichen (Vor-)Weihnachtszeit. Dann möchte ich Ihnen diese Anthologie ans Herz legen. 

 

In "Mordsgipfel - Krimis aus den bayrischen Bergen" nehmen Sie vierzehn Autoren und Autorinnen mit auf die Reise zum Geigelstein, der Partnachklamm, dem Ochsenkopf, dem Kofel bis hin zu den Gipfeln der Alpen. Ihre Protagonisten beschreiten mit forschem Schritt mörderische Pfade und blicken in tiefe Abgründe. Nicht nur vom Berg herab, sondern auch tief in ihre Seele.

Da liegen plötzlich Tote am Wegesrand, ein Auto stürzt über die Felskante, es wird gespitzelt, gezündelt und gewildert. Aber auch geliebt, gemalt und durch die Lüfte geflogen. Aufgestiegen, Abgestiegen, Abgehoben und Abgestürzt. 

 

Nur eine Krimi-Anthologie unter vielen? Keineswegs! Zum einen wartet "Mordsgipfel" mit einer wirklich herausragenden Gestaltung auf. Und die Geschichten sind grandios unterhaltsam, abwechslungsreich und sprachlich ausgefeilt. Was wohl auch an den versierten Autoren und Autorinnen wie Heidi Rehn, Marta Donato und Harry Kämmerer uva. liegt, die mit ihren Geschichten ganze Arbeit geleistet haben.  

Noch einmal zum Layout und der Gestaltung. Als bekennender Coverkäufer bin ich eher kritisch. Aber das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist unaufgeregt, eingängig, bleibt damit im Gedächtnis und hat eine angenehme Farbgestaltung. Ganz besonders mag ich, dass alle Autoren und Autorinnen auf den Innsenseiten hinter den Klappen mit einem Porträtfoto abgebildet sind und auch persönliche Worte zu "ihrem Berg" hinter jeder Geschichte hinterlassen haben. Auch die Vita direkt hinter der jeweiligen Geschichte schafft ein verbindendes Element zwischen Leser und Autor.  

Obwohl ich ein Flachlandtiroler bin und (noch) keinen Bezug zu den Alpen hatte (ja, bei mir sind alle Berge in Süddeutschland Alpen :-) haben mich die Geschichten sehr gut unterhalten. Sie haben mir Lust auf mehr gemacht. Besonders die Klamm, oder war es der Klamm? Ganz egal, da möchte einmal hin. Und wenn ich einmal in der Nähe von München bin, dann möchte ich natürlich auch auf den sagenumwobenen Olympiaberg. 

 

Es fällt mir schwer die Geschichten herauszuheben, die mir besonders gut gefallen habe. Alle sind auf ihre ganz eigenen Art und Weise besonders. Aber es gibt sie doch - die, die einen immer wieder sofort als Erstes einfallen, wenn man an die Anthologie denkt. Zuallererst der krönende Abschluss "Öha" der Autorin Manuela Obermeier. Dann die zwei Geschichten mit historischen Bezug von Heidi Rehn und Markus Richter, die sprachgewaltige Geschichte von Beatrix Mannel, die mit Farben und Worten spielt und immer wieder überrascht, der "Absturz eines Schwarzrocks" von Marta Donato und ... es ufert aus. Ich muss aufhören. 

 

Aber wie sagt Stefan Brandner so schön "Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist." 

 

Fazit: 

Kauft die Anthologie. Es lohnt sich wirklich!  Ich habe selten eine so schöne Anthologie in den Händen gehalten. Außerdem steht Weihnachten vor der Tür.  "Mordsgipfel" ist das perfekte Geschenk für die, die immer noch nicht wissen, was sie ihren Lieben schenken sollen.