Rezension

. Es ist nicht schlecht geschrieben, man hinterfragt vieles, auch für sich selbst

Interview mit dem Tod - Jürgen Domian

Interview mit dem Tod
von Jürgen Domian

Bewertet mit 4.5 Sternen

Interview mit dem Tod

Dieses Buch ist eine Auseinandersetzung mit einem gefürchteten Thema, dem unausweichlichen Tod!

Ich war sehr erstaunt über das Buch, ich hatte vor einiger Zeit was mitbekommen, dass Domian ein Buch geschrieben hat, wollte es aber nie lesen, weil ich mir nicht richtig vorstellen konnte, wie das sich lesen sollte. Jedenfalls habe ich es in der Bücherei stehen sehen und prompt hab ich es mitgenommen und was soll ich sagen, ich war begeistert.

Das Buch ist in zwei Aspekte unterteilt, einmal die Gespräche mit Gott, die sind auch kursiv geschrieben und abgesetzt. Und dann die autobiographischen Überlegungen von Domian, auch sein Verhältnis zum Tod und seine Geschichte seines sterbenden Vaters. Außerdem hat er ja diese Telefonhotline nachts gemacht und daraus finden sich jetzt auch einige Personen wieder.

Der Buchanfang ist so gestaltet, dass wir erst einmal erfahren, dass sich Domian vom christlichen Glauben abgewendet hat und nun Atheist ist, obwohl das auch viele Gefahren in sich birgt. Dies ist ein Zitat aus dem Buch „Und ich merkte gar nicht, dass ich von einem Glauben in den nächsten gerutscht war. Hatte ich zuvor fest an Gott geglaubt, so glaubte ich jetzt fest daran, dass es ihn nicht gebe.“ Denn er beschreibt das alles so, dass es unmöglich einen Gott geben kann, denn es gibt da z.B. einen Mann, er fährt nur noch mal kurz auf Arbeit, als er wiederkommt, brennt seine Wohnung und seine Frau und seine Tochter werden tot hinausgebracht. Denn der Mann hatte ihn angerufen und da fragt man sich natürlich schon, ob es einen Gott gibt. Oder der Glauben, denn er erzählt dann etwas von den verschiedenen Religionen auf der Welt und wie sie mit dem Thema Tod umgehen, es gibt da eine Religion, da muss man sehr lange warten auf den Tod und da liest immer einer aus dem Volk aus einem Buch vor und da erscheinen demjenigen, der sich zum Sterben hingelegt hat, so ganz grauselige Gestalten, die er aber hinnehmen muss, weil er sich ja nicht mehr wehren  kann. Gut, das können wir uns in Europa vielleicht nicht vorstellen, aber es mag Völker geben, die glauben an sowas und lassen sich dadurch leiten.

Zwischendurch erzählt Domian von seinen sterbenden Vater, der dann in eine Palliativstation gekommen ist, die es ja mittlerweile oft gibt und da besinnt er sich auch wieder auf viele Eigenschaften, die der Tod und das Thema Sterben so beinhaltet. Es ist schon erstaunlich, dass es schon so viele gibt und damit ist es ja nicht getan. Domian respektiert auch die Arbeit der Pflegekräfte, die den Menschen das so leicht machen, mit dem Sterben umzugehen. Er beschreibt auch, dass sein Vater kurz vor dem Sterben die Hände gefaltet hat, da kam eine Schwester und brachte ihm vom Balkon eine  Blume, das war seine Lieblingsblume, bloß niemand hatte das der Krankenschwester gesagt, das war so selbstverständlich. Oder dann hat eine Schwester erzählt, sie hatten einen Mann, der hatte immer Pferde und er war ganz traurig und ein Ausflug nach Hause ging wohl nicht mehr, also haben die Ärzte und Schwestern kurzerhand das Lieblingspferd vor den Balkon geholt und dieser Mann war so glücklich und danach, nach ein paar Stunden ist er friedlich eingeschlafen. Wie z. B. das Thema Sterbehilfe, was ja in Deutschland verboten ist, aber was man ja in der Schweiz z. B. darf, denn er hatte mal eine Anruferin, die war schon ziemlich alt, hatte Krebs und wollte zum Sterben in die Schweiz, aber sie selbst hat das mit so einer frohen Stimme und so endgültig gesagt, dass Domian der Meinung war, das wäre das beste für die arme geplagte Frau.

Das Gespräch mit dem Tod, was sich immer wieder durch das Buch schlängelt ist schon ein wenig tiefgreifender, denn Domian hat es so gemacht, er stellt Fragen und der Tod beantwortet sie ihm. Dass die Fragen natürlich nicht hundertprozentig echt sind, weiß wohl jeder, aber er hat es versucht und es ist auch oft gelungen. Gut , bei einem hab ich dann doch gedacht, jetzt ist es ein Märchen, denn am Schluss bietet der Tod Domian ewiges Leben an und wenn es die Erde nicht mehr gibt, dann halt als Mensch im Universum, denn sein Körper wäre ja unverletzbar.

 Der Tod sagt z.B. man solle nicht mit Verstand an die Sache herangehen, sondern besser sei Mitgefühl. Oder „ Ein Wissender, ein Weiser hat das Böse hinter sich gelassen.“ Oder auch noch „ Das Böse an den Menschen ist der Mangel an Erkenntnis!

Aber der Tod gibt ihm einen Satz mit auf den Weg, der alles bedeuten kann, das gute, sowie auch das weniger gute. Dies ist der Abschlusssatz dieses Buches

„AUCH DAS GEHT VORBEI!“

Ich habe mich als Leser mit diesem Buch auseinandergesetzt und ich denke, das war auch der Sinn dieses Werkes. Es ist nicht schlecht geschrieben, man hinterfragt vieles, auch für sich selbst, aber das meiste hat Domian versucht zu erklären und auf alles eine Antwort zu finden. Das das ziemlich gewagt und sicherlich auch provokant wirkt, das ist wohl unumstritten. Aber eines hat mich das Lesen gelehrt, man muss keine Angst vor dem Sterben haben, denn es fängt ja schon bei der Geburt an und das Sterben gehört zum Leben dazu.