Rezension

Es ist wie ein "durchs Schlüsseloch schauen"

Zeit der Kastanienblüte - Maeve Binchy

Zeit der Kastanienblüte
von Maeve Binchy

Kurzbeschreibung
In 36 miteinander verbundenen Short Storys nimmt Maeve Binchy den Leser mit in die Chesnut Street und gibt ihm die Möglichkeit, auf die Leben der verschiedenen Bewohner zu schauen.

Eindruck
Seit Jahren lese ich nun schon die Romane von Maeve Binchy.
Die Geschichten der Autorin hatten stets Bezug zu Irland und es war ihr wohl ein Anliegen, noch einmal alle Personen der Chesnut Street zusammenzubringen.
In „Zeit der Kastanienblüte“ bekommt der Leser mit 36 Kurzgeschichten noch einmal einen Blick auf die Bewohner der Straße, auf ihre Leben, ihre Schicksale, ihren Alltag.
Alle Geschichten sind miteinander verbunden, in sich abgeschlossen und doch kam zwischendurch das Gefühl in mir auf, das manche Enden offenblieben.
Manche sind tragisch, manche erheiternd und manche einfach nur alltäglich.
Jede Geschichte lässt sich einzeln lesen und eignet sich gut zum zwischendurch lesen. Ich persönlich jedoch, war so neugierig auf die Geschichten, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand legte.

Figuren
Ganz deutlich spürt man auch in diesem Roman die Liebe zu ihren Personen. Ob es um den neugierigen, egozentrischen Nachbarn geht, einer gutgläubigen Lehrerin oder eine junge Frau, sie alle werden farbenfroh und mich gut nachvollziehbaren Ecken und Kanten, beschrieben.
Man kann es fast wie ein Klassentreffen ansehen, denn Fans der Autorin werden viele bekannte Personen wiedertreffen. An manche habe ich mich sofort erinnert, bei anderen wiederum überlege ich, trotz diverser Andeutungen, immer noch in welchem Roman sie mitspielten.

Handlungsort
Die Chesnut Street in Dublin. Die Straße ist zwar fiktiv, wird aber so bildlich beschrieben, dass man meinen könnte, so oder so ähnlich gibt es diese Straße tatsächlich. Auch Dublin und Umgebung werden nachvollziehbar dargestellt.

Schreibstil
Ihr Schreibstil ist sehr leicht zu lesen, harmonisch und bildhaft. Er lädt zum Verweilen ein, lässt die Geschichten praktisch hautnah miterleben und regt manches Mal zum Nachdenken an.

Fazit
„Zeit der Kastanienblüte“ wurde für mich persönlich zu einem Treffen mit alten Bekannten. Auch in diesem Sammelband ist es der Autorin gelungen, dass ich abtauchte, aus dem Alltag um in den, der anderen Personen, einzutauchen.
Es ist wie ein „durchs Schlüsselloch schauen“ und es lässt einen erfreuen, noch einmal auf die Bewohner der Chesnut Street zu treffen. Gleichzeitig macht es traurig, denn es ist auch ein Abschied von einer großartigen Autorin und ihren wunderbaren Geschichten.
© Michaela Gutowsky