Rezension

Es lebe die Gemeinschaft

All The Lonely People -

All The Lonely People
von Mike Gayle

Bewertet mit 5 Sternen

Hubert Bird hätte allen Grund zur Freude. Seine Tochter Rose, die als Professorin in Australien arbeitet, kündigt an, ihn endlich in London zu besuchen. Doch der 84-jährige Witwer verfällt in Panik. Wie soll er auf die Schnelle die ganzen „Freunde“ herbeizaubern, die er in seinen wöchentlichen Telefonaten erfunden hatte, damit sie sich keine Sorgen macht?

Vielleicht kann ja die Nachbarin Ashleigh helfen, die frisch nach London gezogen ist und Anschluss sucht. Als er die junge alleinerziehende Mutter und ihre kleine Tochter Layla näher kennenlernt, wird ihm erst bewusst, wie einsam er in Wirklichkeit all die Jahre war, obwohl er es sich nie eingestehen wollte.

Ihren besonderen Charme hat die Geschichte dadurch, dass sie abwechselnd auf zwei Zeitebenen spielt. Parallel erfahren wir, wie der junge Hubert aus seine Heimat Jamaika verließ, um in London sein Glück zu versuchen und zu dem Mann wurde, der er heute ist. Gespannt verfolgt man zum einen die bewegende Lebensgeschichte eines Windrush-Migranten, zum anderen den gesellschaftlichen Wandel seit den 1950er Jahren. Mike Gayle ist ein herzerwärmender, humorvoller und lebensbejahender Roman mit vielen liebenswerten Figuren gelungen, der sich zugleich um ernste Themen wie Migration, Rassismus, Verlust und Einsamkeit dreht.