Rezension

Es stimmt nachdenklich und bewegt!

Hartz IV und Co.: Wie unsere Gesellschaft Armut provoziert -
von Britta Kanacher

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch über den Werdegang eines Hartz IV-Empfängers? Nein, so simpel ist die Antwort nicht, die sich auf den Seiten des kleinen Werkes befindet.
Die Autorin erzählt aus ihrer Perspektive, wie es zu ihrem persönlichen Absturz in die umstrittene Hartz IV – Gesellschaft gekommen ist und mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen hat.

Auf den 144 Seiten des Buches geht es um die Verdeutlichung der Hilflosigkeit, unter der besonders die Autorin während dieser Zeit gelitten hat und mit welchen Konsequenzen sie zu leben lernen muss. Sie entstammt keinem reichen Familienhaus, hat sich aber selbst mit viel Engagement zu Bestleistungen angetrieben. Nach absolviertem Studium und Promotion, blieben jedoch die Stellenangebote aus. Hinzu kamen die inzwischen 4 Kinder, die eine regelmäßige Betreuung benötigten und das fehlende Kapital, um dieses zu bewerkstelligen. Ein Teufelskreislauf, den es nur schwer zu durchbrechen gelingt. Aber Britta Kanacher hat nicht aufgegeben und nun ein Buch verfasst, um den Menschen, denen es ähnlich geht, Mut zu machen.

Wie hat sich die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten verändert? Waren Familien mit vielen Kindern früher noch kinder-reich, so werden sie heute nur abschätzig angesehen. Galten für Frauen früher die drei K´s für Kinder / Küche / Kirche so stehen sie heute für Karriere / Klamotten / Kosmetik Familien, die es sich überhaupt nicht leisten können, überschulden sich, um ihre Kinder mit entsprechendem Prestige auszustatten. Designerklamotten, Handys, Computer und vieles mehr bestimmt heute den Grundsatz "Zeig mir was du hast – und ich sage Dir, wer du bist!" Und wer es sich nicht leisten kann, gehört zum Abschaum der Gesellschaft. Dabei leben viel mehr Menschen am Existenzminimum als wir zu wissen meinen. Viele gehen jeden Tag arbeiten und benötigen dennoch finanzielle Unterstützung, weil das Gehalt nicht zum Lebensunterhalt ausreicht. Andere hingegen entstammen aus reichen Familienverhältnissen oder haben aus Erbschaften o.ä. genügend Kapital ansammeln können und blicken nun zu der arbeitenden Bevölkerung nach unten. Dabei weist die Autorin regelmäßig darauf hin, dass es auch Menschen gibt, die sich ihre finanzielle Situation selbst erschaffen und darauf auch stolz sein dürfen. Dennoch hat sich die Gesellschaft gewandelt.

Das Buch wirft einen positiven Blick auf die teilweise etwas trostlose Situation von Hartz IV – Empfängern. Es zeigt auf, dass es nicht schlimm ist, wenn die Familie in Not gerät und sich Unterstützung holen muss. Allerdings macht es auch bewusst, wie schlecht es um unsere Gesellschaft steht und wie viele in Zukunft noch von Armut betroffen sein werden. Wir sollten nicht schlecht von Menschen denken, nur weil es ihnen an finanziellen Mitteln fehlt. Jeden kann es treffen!
Mit dem Werk " Hartz IV und Co.: Wie unsere Gesellschaft Armut provoziert -: und wie Betroffene ihre Würde bewahren" möchte Britta Kanacher Mut machen. Es ist keine Schande finanzielle Unterstützung zu erhalten. Allerdings darf es auch nicht zur einfachen Gewohnheit werden. Das Bestreben nach Unabhängigkeit bleibt unabdingbar. Allerdings sollten die Betroffenen sich nicht schämen müssen.

Fazit: Mit verständlichen Worten schildert die Autorin ihre ehrliche Situation und macht ihrem Ärger und Unmut Luft. Ihre Sprache bleibt dabei sachlich und voller Verständnis für alle Seiten. Dennoch bringt sie ihre Meinung deutlich zum Ausdruck. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen für dieses kleine, aber dennoch interessante und nachdenkliche Werk.