Rezension

Es war einmal...

Die Märchenerzählerin - Monika Detering

Die Märchenerzählerin
von Monika Detering

Ich glaube nie ist es mir schwerer gefallen, eine Rezension zu schreiben, wie die zu Die Märchenerzählerin von Monika Detering.
Denn obwohl diese Geschichte wunderbar geschrieben ist, fehlte mir doch irgenetwas...
Warum das Buch am Ende dennoch 4****Sterne von mir bekommen hat, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest...

Inhalt:
Die Märchenerzählerin Lila Oelmann ist mittlerweile 76 Jahre alt und lebt seit einem Jahr in einer Männer-WG. Als Hermanns große Liebe kann sie dessen Platz in der Wohnung nach seinem Tod nutzen. In der letzten Neujahrsnacht kamen Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend hoch. Ihre Schwester Astrid war das schöne Mädchen, während sie immer das dicke Kind war. Ihre schwesterliche Verbindung wurde frühzeitig nicht nur von Gemeinsamkeiten, sondern auch von Eifersucht geprägt. Diese eskalierte, als Astrid ihr an einem Wochenende eröffnete, sie würde von Konstantin, Lilas damaliger Freund, ein Kind erwarten. In rasender Eifersucht tauchte Lila ihre Schwester bei nächster Gelegenheit in einem Wassergraben unter und ließ Astrid allein im Graben zurück. Sie kümmerte sich fieberhaft um eine Suchaktion, aber dennoch blieb Astrid verschwunden...

Die Hauptprotagonisten ~VORSICHT SPOILER~

Elisabeth "Lila" Oelmann:
Elisabeth, genannt Lila, ist 76 Jahre und lebt in einem Haus voller Männer. Sie möchte als Märchenerzählerin bekannt werden. In der Vergangenheit war sie einer Liebe wegen sehr eifersüchtig auf ihre Schwester Astrid, die sie in einem Anfall aus Wut mehrmals in einen Bach tunkte...

Die Männer - WG: 
Achim, Hannes, Olaf und Freddy sind vier Senioren die in einer eigens ernannten Männerwirtschaft wohnen und Lila dort eingentlich nur wohnen lassen, weil Hermann - ihre verspätete große Liebe - auch in der Männer- WG wohnte bevor er starb...

Astrid Oelmann:
Astrid ist Lilas vier Jahre ältere Schwester und stand seit der Kindheit der Beiden eigentlich immer im Vordergrund. Sie war nicht nur bildhübsch, sondern auch elegant...
Nach der Attacke ihrer Schwester, blieb Astrid jahrelang verschwunden...  

Henny Oelmann:
Henny ist Astrids und Lilas Mutter. Mit strenger Hand, aber auch Herz erzieht sie ihre doch so unterschiedlichen Töchter, wobei Lila dieenige ist, die öfter mal "Schimpfe" bekommt. Seit der wohl nicht ganz freiwilligen Trennung vom Vater der Geschwister, lernt sie ihren Karl kennen...

Karl Sonnewald:
Karl ist Hennys späterer Lebenspatner, der ein Ferienhaus in Neuseeland besitzt, dass er Lila, Astrid und Konstantin für ein verlängertes Wochenende zur Verfügung stellt. Dort nimmt das Schicksal seinen Lauf...

Konstantin Novotny:
Konstantin ist ein aus Prag stammender, junger Mann, der nach Bielefeld kommt und Anfangs mit Lila zusammen ist. Doch mehr und mehr zeigt er Interesse an ihrer Schwester Astrid. Da ist Eifersucht vorprogrammiert oder...?

Frau Goldmann:
Frau Goldmann, derren Vornamen man nicht erfährt, ist eine ziemlich nervige und vorallem laute Nachberin der Männer- WG. Lernt man sie aber besser kennen, so bemerkt man recht schnell, dass sie immer für ihre Freunde da ist und ihr Herz am rechten Fleck hat...

Karola Bernstein:
Karola ist eine Journalistin, die Lila später bei der Suche nach Astrid hillft und sie sogar zu Hause bei "ihren Männern", besucht...
Ich fand sie als Journalistin echt cool...

Meine Meinung:~VORSICHT SPOILER~
Anfangs, dass gebe ich ganz offen und ehrlich zu, hatte ich ein wenig Schwierigkeiten in das Buch reinzukommen. Hatte ich doch ständig das Gefühl etwas verpasst oder gar überlesen zu haben.
Erst als Lila beginnt durch ihre alten Tagebücher ihre Vergangenheit zu rekonsturuieren und aufzuschreiben wurde ich mit der Geschichte warm. Gemeinsam mit Lila in ihr damaliges Ich und durch ihr junges Leben zu wandern, war nicht nur super schön, sondern auch enorm interessant. Auch die Tatsache, dass man zwischendurch immer mal wieder in die Gegenwart auftaucht, bevor man dann doch wieder in das ferner Zurückliegende gebracht wird, empfand ich als sehr angenehm...
Das Lila sich dann doch relativ schnell entschließt, nach so vielen Jahren - vermutlich auch getrieben von Schuldgefühlen- nach ihrer Schwester Astrid zu suchen, trieb mir fast das Pipi in die Augen, weil ich diese Situation als einfach so sehr wunderbar empfand..
In dieser Hinsicht dachte ich aber tatsächlich, dass diese besagte Suche, etwas länger dauert und nicht innerhalb von ein paar Seiten abgehandelt wird. Das fand ich wahrlich etwas schade und ich denke dass es da ein paar Seiten mehr, doch getan hätten...
Die Charaktere sind allesamt liebenswert, aber Frau Goldmann - neben Lila natürlich- war meine absolute Favoritin. Sie war zwar laut, neugierig und... ja schon etwas nervig, aber sie hatte ihr Herz auf dem rechten Fleck. Das merkt man vor allem später auch, als sie Lila bei der Suche nach Astrid hilft und auch hinterher immer für sie und die Anderen einsteht....
Der Charakter von Astrid, war sehr interessant, wobei ich sie zwischendurch auch ein paar Mal als sehr egoistisch und selbstverliebt eingestuft habe, was aber natürlich auch an ihrer Demenz- einhergehend mit dem älter werden - liegen konnte...
Lila selbst mochte ich echt super gern. Sie ist eine interessante alte Dame, die ein aufregendes und emotionales Leben geführt hat.
Was es aber letzten Endes für mich absolut rausgerissen hat, war der Schreibstil der Autorin. Monika Detering, schreibt nicht nur unglaublich toll, sondern auch sehr emotional und poetisch. Da bekommt der Titel Die Märchenerzählerin für mich eine ganz andere Bedeutung...

Mein abschließendes Fazit:
Es war einmal..." Der erstaunliche und emotionale fiktive Lebensweg einer betagten Dame, die im Alter noch einmal alles riskiert...