Rezension

"Es war schwierig, sich in diesem Leben nicht die Hände schmutzig zu machen, dachte er, ..." (S. 139).

Die Rastlosen - Philippe Djian

Die Rastlosen
von Philippe Djian

Bewertet mit 4 Sternen

Marc ist 53, Literaturdozent (da er rechtzeitig bemerkt hat, dass es bei ihm nicht zum Schriftsteller reicht), lebt mit seiner Schwester in seinem Elternhaus und hat immer wechselnde kurze Affären mit seinen Studentinnen. Doch dann erwacht er an einem Morgen neben einer toten Studentin... Aus Angst vor der Polizei (da diese seiner Meinung nach ja häufig überreagieren) lässt er die Leiche verschwinden - aber die Angst vor dem Entdecken bleibt. Vor allem, da er Myriam kennen lernt, die Stiefmutter der toten Studentin, und sich in sie verliebt.

"Die Rastlosen" war mein erster Roman von Philippe Djian, auf den ich bei der weißen Buchwoche zufällig aufmerksam wurde. Wird auf der Umschlagsinnenseite noch von schwarzem Humor in dem Werk gesprochen, so ist dieser auf jeden Fall zu Beginn vorhanden, das Buch wandelt sich aber zunehmend zu einer Tragödie, bei der auch die schlimme Kindheit von Marc und seiner Schwester in die Handlungen der Charaktere hineinspielt. Es kommt zu vielen überraschenden, aber doch auch irgendwie zu erwartenden Geschehnissen, die sich schlussendlich im Finale vollkommen auswirken.

"Die Vorstellung, dass man die Wahl hatte im Leben, war sicherlich angenehm, aber sie entsprach nicht der Wahrheit, denn die Wahrheit war alls andere als lustig" (S. 215).

Die Geschichte bleibt geheimnisvoll, da einiges Angedeutetes nicht aufgelöst wird. Dies passt aber zu der Mischung der Bruchstücke aus "früher" und "heute", die den Roman bestimmen. Mehrfach habe ich mich auch gefragt, wie viel von Djian, dem erfolgreiche Schriftsteller, in Marc, dem gescheiterten Schriftsteller und nun umso strengeren Literaturdozenten, steckt.
Einen Punkt, den ich allerdings sehr störend fand, war die sehr häufige (und meines Erachtens nach unnötige) Nennung diverser Markennamen aus dem Pharmabereich.