Rezension

Ethan Frome

Ethan Frome - Edith Wharton

Ethan Frome
von Edith Wharton

Bewertet mit 4 Sternen

Der nicht näher charakterisierte Icherzähler landet im tiefsten Winter in dem kleinen Städtchen Starkfield. Durch einen Zufall ist er auf die Hilfe des ältlichen Farmers Ethan Frome angewiesen, der ihn mit seinem Schlitten durch den Schneesturm zur Arbeit bringt. Dabei erfährt man die Lebensgeschichte von Frome, der vor vielen Jahren am Scheideweg stand und eine schwierige Entscheidung treffen musste.

Edith Wharton hat eine wundervolle Art Dinge zu beschreiben. Die frostige und unfreundliche Winterlandschaft rund um Starkfield hat sie ebenso gut eingefangen wie Ethans ärmliches Farmhaus. Aber auch ihre Figuren sind sehr lebendig und greifbar, der pflichtbewusste Ethan, seine kränkelnde Frau Zeena, die junge Verwandte Mattie Silver. Sie alle sind gefangen in einer sich langsam entwickelnden Tragödie, die den Leser dennoch oder gerade deswegen in den Bann schlägt. Man fühlt mit Ethan mit, der sich entscheiden muss zwischen dem was er sich so sehr wünscht und dem, was ihm die Vernunft und das Pflichtgefühl vorgibt. Dieser innere Kampf wird sehr subtil dargestellt, es braucht keine großen Worte um das Drama zu transportieren. Das Buch ist keine atemraubende Story, in der ein Ereignis das nächste jagt, sondern langsam und ruhig und gerade deswegen so traurig und anrührend. Wharton ist eigentlich eher für ihren kritischen Blick auf die Upperclass der New Yorker Society bekannt, doch auch mit „Ethan Frome“ hat sie mich überzeugt.