Rezension

Etwas langatmig

Rotwein für drei alte Damen oder Warum starb der junge Koch? - Minna Lindgren

Rotwein für drei alte Damen oder Warum starb der junge Koch?
von Minna Lindgren

Bewertet mit 3 Sternen

Siiri, Irma und Anna-Liisa sind noch immer rüstige Finninnen, auch wenn sie bereits weit über 90 Jahre alt sind. Die drei leben im Pflegeheim „Abendhain“ und führen ein, an und für sich, angenehmes Leben. Beim täglichen Rotwein (oder Whiskey) und dem ein oder anderen Kartenspiel im Kreise der  Mitbewohner, lässt es sich gut aushalten.

Natürlich vergessen sie auch mal etwas und lassen, wenn es gut läuft, die Bankgeschäfte von jüngeren Familienmitgliedern regeln, aber an und für sich handelt es sich um rüstige Rentnerinnen, mit der ein oder anderen Macke – Kikeriki – und dem Hang zum Straßenbahnfahren...

Dann jedoch stirbt der junge Koch Reto und das bringt die drei Damen ein bisschen aus der Bahn. Als dann auch noch eines zum anderen kommt und ein weiterer Mitbewohner anklagt, dass er, ein Kriegsveteran, vergewaltigt wurde, kommt den dreien der Aufenthalt im Pflegeheim zunehmend merkwürdig vor. Sicherlich hatte man auch schon vorher gewusst und gemerkt, dass die Stationsschwester und ihr Mann nicht ganz koscher sind... aber: was passiert genau auf der Demenzstation, und wieso hat man den Eindruck, dass den dreien nachgestellt wird? Gibt es Spione im Pflegeheim und will jemand den alten Leutchen schaden? Das Gespann macht sich auf die Suche.

 

Meine Meinung zu diesem Roman ist ein wenig zwiegespalten. Ich kann mich nicht richtig entscheiden.

Erst einmal: das Cover hat mir sehr gut gefallen! Ein richtiger Hingucker.

Die finnischen Namen haben mir öfter ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Das Buch hat schon einen gewissen Charme und die Inhaltsangabe verspricht, dass es eine gute Unterhaltung wird. Persönlich hatte ich mich jedoch etwas zu sehr auf eine gewisse Miss Marple Szenerie gefreut und dann, ehrlich gesagt, einige Schwierigkeiten, auch bei  der Lektüre dabei zu bleiben. Mir war die Geschichte irgendwie nicht flüssig genug und etwas zu langatmig. Die alten Leute sind schrullig, liebenswert dargestellt und ich fand es ebenfalls gut, dass zu vielen Themen der heutigen, schnelllebigen Zeit durchaus nachdenklich stimmend und kritisch Stellung genommen wird („Abschieben“ alter Leute in ein Pflegeheim, wenn die Familie sich nicht ausreichend um die Pflege kümmern kann – was man aber durchaus nicht verallgemeinern darf; und vor allem kann ich mir vorstellen, dass viele Betroffene sich Vorwürfe machen, oder sich deswegen schlecht fühlen, aber leider trotzdem keinen anderen Ausweg sehen; Ungeduld der Kunden im Supermarkt, wenn Ältere vor einem bezahlen und es etwas länger dauert; Vorurteile gegenüber Motorradfahrern ;-), Ruhigstellung von Bewohnern in Pflegeheimen; ältere Leute und die Umstellung auf IBAN... etc.)

Andererseits ist mir dann der Mordfall und die „Ermittlung“ der Damen etwas zu sehr im Sande verlaufen. Der Koch hat irgendwie gar keine richtige Rolle mehr gespielt und stattdessen kamen weitere Ungeheuerlichkeiten des Pflegepersonals zu Tage.

Viele Dinge wurden zwar angerissen und angedeutet, andere dann jedoch ausführlicher behandelt als es mir lieb war.

Alles in allem eine Unterhaltung, die für mich leider die ein oder andere Länge in der Geschichte beinhaltete und mich nicht richtig fesseln konnte.