Rezension

Etwas übertrieben

The Last Piece of His Heart -

The Last Piece of His Heart
von Emma Scott

Bewertet mit 3 Sternen

Leider nur bis zur Hälfte spannend. Später nerviges Hin und Her mit zu viel Theatralik. Schade drum.

Ronan Wentz muss seine Vergangenheit verarbeiten. Dabei möchte er etwas aus sich machen, findet aber kaum die Kraft dazu, denn die Alpträume, die ihn Nachts ereilen, wollen einfach nicht aufhören. Kein Wunder, dass er sich von den meisten Menschen fern hält, aber auch seine Vorgeschichte brachte ihm nicht den besten Ruf ein. Als Shiloh jedoch seinen wahren Charakter erkennt und mehr in ihm sieht, beginnt Ronan sein Herz zu öffnen. Bis eines Nachts eine Tragödie den weiteren Verlauf seines Lebens gefährdet.

Auf diesen dritten Band der Lost-Boys-Reihe hatte ich sehnsüchtig gewartet, denn ich war absolut neugierig auf Ronan, der sich in den beiden Vorgänger-Bänden sehr geheimnisvoll zeigte und dessen Geschichte ich nicht wirklich erahnen konnte.

Meine Erwartung an eine bewegende Enthüllung schien sich auch zu erfüllen, denn die erste Hälfte der Geschichte war in gewohnter Emma Scott - Machart gefühlvoll und tiefgründig geschrieben. Ich erfuhr, warum sich Ronan so zurückhaltend zeigte, verstand seine Rolle innerhalb der Lost-Boys-Freundschaften und lernte seine Charakterzüge zu schätzen. Bemerkenswert fand ich auch die Themen, die im Laufe der Handlung angesprochen und bearbeitet wurden, vor allem die Vorurteile, unter denen Ronan zu leiden hatte, aber auch sein Ausgeliefertsein an die perfiden Machenschaften und das Machtgehabe eines Polizisten.

Überraschenderweise kippte die Erzählung, etwa ab der zweiten Hälfte des Buches. Plötzlich gab es nur noch seitenweise detaillierte Sexszenen in Wiederholungsschleife, die Handlung wurde irgendwie belanglos und fühlte sich konstruiert an, ein uninspirierter Dialog zwischen Shiloh und Ronan jagte den nächsten, wobei deren theatralisches Ehrgefühl kaum noch zu toppen war. Ehrlich gesagt blickte ich phasenweise entsetzt auf den Text, denn das Niveau, die Qualität, litt meines Erachtens unglaublich darunter. Das Schlimmste war die ständige Selbstgeißelung, die wie Ping-Pong zwischen den Protagonisten pendelte. Als ich dachte, Ronan wäre mit seinen eigens auferlegten Martyrium durch, fing Shiloh an – mit fast dem gleichen Thema. Und dann wieder zurück und nochmals... Ich war völlig genervt. Auch davon, dass Sex scheinbar als das Allheilmittel herhalten musste. Zur Krönung gab es am Ende noch ein Heile-Welt-Szenario mit drei unheimlich erfolgreichen, teils weltbekannten, wohlhabenden, ehemaligen Lost-Boys. Puh, ganz schön übertrieben.

Ich bin mit Begeisterung in die Reihe eingestiegen und habe diesen dritten und letzten Band eher ernüchtert beendet. Zu viel Theatralik und gefühlte Wiederholungen langweilten mich zunehmend. „The Last Piece of His Heart“ möchte ich daher nur eingeschränkt empfehlen. Aber natürlich ist die Story für alle, die wissen möchten, welche Geschichte hinter Ronans Figur steckt, ein Muss.