Rezension

Eve, das Chamäleon

Eve -

Eve
von Amor Towles

Bewertet mit 3.5 Sternen

Hinter den Kulissen von Hollywood lauert Eve!

Amor Towles ist wieder zurück und man merkt schon auf den ersten Seiten, wie sehr er sich selbst treu geblieben ist. Wie auch in seinen anderen Büchern bekommen wir hier wieder eine volle Bandbreite an verschiedenen Charakteren, die alle mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. Ich denke, dass die Charaktere hier auch ausschlaggebende Merkmal der Geschichte sind. Prentice zeigt, dass galantes Benehmen nicht tot ist und Männer auch Probleme haben, Eve (die titelgebende Figur) ist ein wahres Chamöleon und kann für jeden genau die sein, die er gerade braucht. Das macht sie zu einem unfassbar spannenden Charakter. Hier kommt auch die Erzähltechnik zum tragen. Denn: Wir hören nicht wirklich viel von Eve selbst. Wie bei einem Film sehen wir sie meist durch die Augen anderer und lernen sie so kennen, wie sie selbst gesehen werden möchte. Sie bleibt das ganze Buch über ein Phantom, dass man selbst analysieren muss. Wer sowas nicht mag und wirklich tief in die Psyche der Protagonisten eintauchen will, wird hier enttäuscht.

Durch die Kürze des Buches betrachten wir immer wieder nur kurze Vignetten, die sich dann zu einer Geschichte zusammensetzen. Gerade im ersten Teil des Buches muss man wirklich arbeiten und kombinieren. Man fühlt sich teilweise wie ein/e fremder Zuhörer:in, die frisch zu einem Gespräch über Menschen, die man nicht kennt, gekommen ist und versucht den Faden zu finden. Das kann sehr befriedigend sein, macht die Geschichte für mich aber etwas unrund, weil doch zu viele Fragen offen bleiben bzw. zu viel unnötiges erzählt wurde.

An sich hat mich die Geschichte über kleine Anekdoten aus Hollywood aber sehr gut unterhalten und auch Evelyn als starke Frau in einem Zeitalter, in dem sie es nicht hätte sein sollen, fand ich toll. Deshalb 3,5 Sterne und eine Empfehlung für alle, die diesen Sommer in eine rasante Geschichte über Lug und Trug in Hollywood abtauchen wollen.