Rezension

Evie

The Girls - Emma Cline

The Girls
von Emma Cline

Bewertet mit 5 Sternen

Kalifornien, Ende der 1960er Jahre: die 14-Jährige Evie Boyd steht immer etwas abseits, nennt nur ein Mädchen ihre Freundin, kann nie wirklich in den Mittelpunkt der „Coolen“ vordringen. Bis sie eines Tages im Park auf ein paar Mädchen trifft, die wirklich anders sind. Schnell wird sie von ihnen akzeptiert, mit in deren Kommune genommen. Dort dreht sich alles um Russell, ein charismatischer Mann mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Zwischen Drogen und Sex findet Evie endlich den ersehnten Anschluss, gehört endlich dazu. Und rutscht mit ab ins Bodenlose.

Emma Cline hat sich von dem berühmt-berüchtigten Kult um Charles Mansons inspirieren lassen. Sie beschreibt die Macht von „Russell“ (so nennt sie ihre Manson-Figur) unglaublich intensiv, man kann fast nachvollziehen wie sich die Gruppendynamik um ihn entwickelt hat. Die Zustände in der Kommune, der laxe Umgang mit Drogen und die jeder-mit-jedem-Einstellung der freien Liebe werden von Cline sehr realistisch dargestellt. Immer wieder kam mir beim Lesen der Gedanken: aber Evie ist doch erst 14 Jahre alt? Sie ist recht labil, auf der Suche nach sich selbst und nach einem „coolen“ Vorbild, an das sie sich hängen kann. Alles perfekte Voraussetzungen um an einer solchen Gruppe kleben zu bleiben. Doch nicht nur die soghafte Handlung und die Charaktere machen dieses Buch so gut, sondern auch seine sprachliche Gestaltung. Die Geschichte wird von einer Evie im mittleren Alter erzählt, ein trauriger, fast melancholischer Unterton begleitet uns durch die Handlung. Cline erzählt wunderbar klar, eindringlich und stimmungsvoll; ein Buch, das mich wirklich mitgenommen hat auf eine Reise in den Summer of ´69.