Rezension

Ewige Jugend in Flaschen

Die Bibliothek von Edinburgh -

Die Bibliothek von Edinburgh
von T.L. Huchu

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

In dieser magischen Bibliothek lernen die Lebenden von den Toten … Der Auf­takt der Edin­burgh Nights!

Ropa hat die Schule abgebrochen, um Geistersprecherin zu werden – und nun spricht sie mit den Toten von Edin­burgh und über­bringt den Le­ben­den deren Bot­schaf­ten. Ein schein­bar harm­loser Job, um sich, ihre kleine Schwes­ter und ihre Groß­mut­ter über Was­ser zu hal­ten. Doch Ropas Leben ändert sich schlag­ar­tig, als die Toten ihr zu­flüs­tern, dass je­mand Kin­der ver­zau­bert und sie zu leeren Hül­len macht. Auf ein­mal fin­det sich Ropa mit­ten in einem Spiel mit dem Tod wie­der, in dem sie mit ihrem blitz­ge­schei­tem Ver­stand, ihrer ge­heim­nis­vol­len afri­ka­nisch-schot­ti­schen Magie und mit ihrer un­nach­ahm­lichen rotzi­gen Art nach Hin­wei­sen sucht, um die ver­hex­ten Kin­der zu ret­ten. Als sie dabei auf eine ok­kulte Biblio­thek stößt, ist sie sich plötz­lich nicht mehr sicher, ob sie Jäge­rin oder Beute ist …

 

Rezension:

Die 14-jährige Ropa lebt mit ihrer kleinen Schwester und der Groß­mut­ter in einem Wohn­wa­gen am Rande Edin­burghs. Da sie Geis­ter sehen kann, über­bringt sie Nach­rich­ten zwis­chen die­sen und deren Hin­ter­blie­be­nen. Das ist das ein­zige Ein­kom­men, von dem sie leben müs­sen. Doch dann gerät sie in eine eli­täre magische Biblio­thek und auf die Spur von Kin­des­ent­füh­rern. Plötz­lich fehlt ihr die Zeit zum Geld­ver­die­nen, und man trach­tet ihr nach dem Leben.

Was T. L. Huchu mit diesem Buch vorlegt, ist eine jugendlich-aben­teuer­liche Fan­tasy-Ge­schichte, die in einer alter­na­ti­ven Reali­tät (oder einer düs­te­ren nahen Zu­kunft) an­ge­sie­delt ist. Das Edin­burgh der Hand­lung zeigt deut­liche post­apo­ka­lyp­tische Züge. Ein Groß­teil der Be­völ­ke­rung lebt in sehr schlech­ten Ver­hält­nis­sen, Süd­früchte können sich nur wenige Reiche leis­ten, Autos sind bei­nahe aus­ge­stor­ben, und es herrscht schon längere Zeit ein eng­lischer König, der an­schei­nend ziem­lich dik­ta­to­risch wal­tet. (Das Buch er­schien im Ori­gi­nal 2021, als in der Reali­tät Queen Eliza­beth II noch im Amt war.) Wenn von der ‚alten Zeit‘ die Rede ist, die die Prota­gonis­tin schon nicht mehr selbst erlebt hat, wird eine Welt be­schrie­ben, die etwa unse­rer realen ent­spricht. Die Tech­nik mit Inter­net und Handy ent­spricht dabei aber weit­ge­hend unse­ren Ver­hält­nis­sen. Die Exis­tenz von Geis­tern ist in die­ser Welt all­ge­mein be­kannt und akzep­tiert.

In dieser Welt erzählt der Autor eine mitreisende Fantasy-Geschichte, die Genre-Fans schnell in ihren Bann zieht. Vor­her­seh­bar ist hier nichts. Stän­dig war­ten neue Über­ra­schungen auf den Leser, die zu­min­dest teil­weise wahr­schein­lich auf der sim­bab­wi­schen Mytho­lo­gie be­ru­hen, die T. L. Huchu von sei­ner eige­nen Her­kunft auf seine junge Prota­gonis­tin, die er auch als Ich-Er­zäh­lerin ein­setzt, über­tra­gen hat.

So weit wäre dieses Buch ein eindeutiger 5-Sterne-Kandidat. Für eine so gute Be­wer­tung fehlt mir dann aller­dings doch etwas: In­for­ma­ti­onen. Wie es zu den be­schrie­be­nen post­apo­ka­lyp­ti­schen Zu­stän­den kam, wird näm­lich nicht the­ma­ti­siert. Auch wieso Ropa nur ihre Schwes­ter und die Groß­mut­ter hat, wird mit kei­nem ein­zi­gen Satz er­zählt. Was ist mit ihren Eltern? Sie sind ein­fach nicht da, wobei auch nicht der Ein­druck ent­steht, als solle hier be­wusst ein Ge­heim­nis für die Fort­set­zung auf­ge­baut wer­den. Des­halb kommt mir die eigent­lich sehr gute Story lei­der irgend­wie un­voll­stän­dig vor. Lesens­wert ist sie aber trotz­dem.

 

Fazit:

Eine sehr gut gelungene jugendliche Fantasy-Story, der ein paar mehr Hin­ter­gründe aller­dings de­fi­ni­tiv nicht scha­den wür­den.

 

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