Rezension

Exotische, aber gut geschriebene Nibelungen-Variante: Viola Alvarez' "Die Nebel des Morgens"

Die Nebel des Morgens - Viola Alvarez

Die Nebel des Morgens
von Viola Alvarez

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Kind, das es nicht geben darf, erzählt die Nibelungensage neu: Bryndt, der Sohn Hagen von Tronjes und seiner geliebten Königin Brynhild.

Da ich schon als Kind fasziniert von der Nibelungen-Sage war, wohl alle Verfilmungen gesehen und die Geschichte in Prosa und in Versform in verschiedenen Variationen gelesen hatte, hat mich diese Variante ziemlich überrascht, denn sie warf das, was ich bisher über die Beteiligten zu wissen glaubte. wirklich total über den Haufen. Aber sie gefiel mir trotzdem sehr gut. Der Verlauf der Geschichte als solcher bleibt gleich. das Ende an Etzels Hof ist unausweichlich. Viola Alvarez in ihrem unnachahmlichen Stil schafft aber irgendwie eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, denn sie zeigt uns auf, dass hier alle Beteiligten auf ihre Weise eigentlich Opfer waren, Opfer der Beziehungsgeflechte untereinander, der Macht des Schicksals. Ein sehr beeindruckendes und nachdenklich stimmendes Buch, das uns Siegfried, Kriemhild, Gunther, Gernot, Giselher, Rüdiger, Etzel, Brunhilde und Hagen nicht länger als Helden, Recken, sondern als Menschen erscheinen lässt.