Rezension

Extrem spannend und gut durchdacht

Der Garten - A. L. Shields

Der Garten
von A. L. Shields

Bewertet mit 5 Sternen

„…Sie ist eine Agentin wider Willen, auf einer Mission, die sie selbst nicht versteht, und wird dennoch bei jedem Schritt gezwungen, auf Kurs zu bleiben…“

 

Annabelle, eine junge Frau, wird überfahren. Der Fahrer begeht Fahrerflucht. Außerdem ist der Rucksack der Toten verschwunden.

Bethany Barclay betreibt eine kleine Anwaltskanzlei. Vor kurzem hat sie für Sylvia Kirkland ein neues Testament aufgesetzt. Sie hat ihr Geld einer religiösen Sekte vermacht. Nach ihrem plötzlichen Tod will Ken, der Sohn, das Testament anfechten. Doch er kommt nicht mehr dazu. Bethany findet ihn erstochen in ihrem Haus. Sie gilt als einzige Verdächtige und flieht.

Der Autor hat  einen fesselnden Thriller geschrieben. Im Mittelpunkt steht Bethany. Die junge Frau ist alleinstehend. Annabelle war ihre beste Freundin. Von ihrem Vater hat Bethany einige Überlebensstrategien gelernt. Außerdem kann sie logisch denken und Situationen realistisch einschätzen. In kritischen Situationen hilft ihr nicht nur das Gebet, sondern auch die Kenntnis von vielen Bibelstellen. Besser als in obigen Zitat kann man ihre Lage kaum in Worte fassen.

Verschiedene Gruppen versuchen, Bethany in Bewegung zu halten. Es kämpft nicht nur Gut gegen Böse. Uralte Mythen spielen genauso eine Rolle wie persönliche Eitelkeiten und Begehrlichkeiten.

Das Buch lässt sich zügig lesen und kaum aus der Hand legen. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Dazu beigetragen haben die undurchsichtige Konstellation der Protagonisten, das verwickelte Beziehungsgeflecht und die widersprüchlichen Charakterdarstellung. Gleichzeitig lässt mich der Autor an den inneren Kämpfen der handelnden Personen und der verschiedenen Gruppen teilnehmen.  

Der Sprachstil des Buches ist ausgewogen. Das bedeutet, dass er die üblichen Stilelemente eines Thrillers verwendet, aber wegen des Bezuges zum Christentum auf die Wortwahl achtet.

Neben dem spannenden Geschehen enthält das Buch auch philosophische und naturwissenschaftliche Diskussionen. Sie sind geschickt in die Handlung integriert, zeigen die Geisteshaltung der Protagonisten und gehören deshalb elementar zum Inhalt. Sie stören weder den Lesefluss, noch den extrem hohen Spannungsbogen.

Interessant fand ich die Zusammensetzung der vorwiegend positiven Gruppe. Warum? Das möge der künftige Leser selbst herausfinden.

Ein besonderes Stilelement ist die Verwendung von Decknamen. So weiß ich als Leser nie, wer mir wann und wo schon einmal über den Weg gelaufen ist. Das führt immer wieder zu Aha-Erlebnissen.

Hinzu kommt, dass sich FBI und Polizei in ihrem Vorgehen nicht einig sind. Es zählt nur, was real ist, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Der christliche Glaube wird an vielen Stellen thematisiert, aber nie in den Vordergrund gespielt. Er dient als Richtschnur oder als Diskussionsgrundlage, je nach dem, was die Handlung gerade erfordert.

Das in Grau gehaltene Cover mit der Schlange wirkt düster. Die Symbolik wird während des Lesens deutlich.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur gut unterhalten, sondern zum Nachdenken gebracht. Letztendlich spiegelt die Handlung viele Elemente des heutigen Zeitgeistes wieder.