Rezension

Exzessive Langeweile

Surfaces and Essences - Douglas R. Hofstadter, Emmanuel Sander

Surfaces and Essences
von Douglas R. Hofstadter Emmanuel Sander

Bewertet mit 0.5 Sternen

Douglas Hofstadter ist in Deutschland vor einer Reihe von Jahren mit seinem vielgelobten und sehr erfolgreichen Buch „Gödel, Escher, Bach – ein Endloses Geflochtenes Band“ bekannt geworden. Sein neues Buch, „Surfaces and Essences. Analogy as the Fuel and Fire of Thinking“, hat er zusammen mit dem französischen Autor Emmanuel Sander geschrieben; gemeinsam haben sie eine englische und eine französische Ausgabe erstellt, beide zeitgleich erschienen, die nicht in allem identisch sind. Ich beziehe mich hier auf die englischsprachige Ausgabe.

All unser Denken beruht auf dem Bilden von Analogien, hierdurch verstehen wir die Welt, sie prägen unser Denken auch, wenn wir es gar nicht merken, und durch das Bilden neuer Kategorien erschließen wir uns zuvor nicht Gekanntes – so in etwa und zusammengefasst die These der Autoren, die in acht Kapiteln, die von verschiedenen Arten und Abstraktionsstufen von Analogien handeln, durchdekliniert wird.

Leider erweisen sich die Autoren in ihrem fast 600-seitigen Buch als wahre Meister des Zeilenschindens. Sie belegen ihre Behauptungen reichhaltig mit Beispielen – wobei oft eine ganze Batterie von Beispielen aufgeführt ist, wenn wenige ausgereicht hätten: zwei, drei oder vier, fünf, sechs oder sieben, acht, neun oder zehn, elf, zwölf oder dreizehn, vierzehn oder fünfzehn, sechzehn... – genau! So in etwa der Stil der Autoren! Erklärungen haben eine Ausführlichkeit, dass bei der Lektüre kein Spielraum bleibt, um einen eigenen Gedanken zu fassen, jegliche Kreativität des Lesers oder der Leserin wird durch den Wortschwall der Autoren erstickt.

Ein Beispiel: Der kleine Doug entdeckt die Potenzzahlen und die Exponenten: x2, y2 (lies: hoch zwei) etc., und sein Vater erklärt sie ihm. Dann findet Doug tiefgestellte Zahlen, Subskripte, ist von seiner neuen Entdeckung begeistert, und sein Vater erklärt ihm, dass die nichts Besonderes zu bedeuten haben – der kleine Doug ist tief enttäuscht. Viele Jahre später: Dougs kleine Tochter findet den Einschaltknopf beim Staubsauger und ist begeistert. Dann entdeckt sie einen weiteren Knopf, aber nichts passiert, als sie draufdrückt. Doug erklärt ihr, das sei nichts Besonderes, nur der Knopf, um das Fach zu öffnen, in dem sich der Beutel mit dem aufgesaugten Dreck befindet. Die Tochter ist tief enttäuscht. Vater Doug wird an die Episode damals mit seinem eigenen Vater erinnert.

Eine nette kleine Analogie in Entdeckung und der Erwartung, eine weitere Entdeckung gemacht zu haben, in Hoffnung und Enttäuschung, bezogen auf die unterschiedlichen Bereiche Mathematik und Haushaltsgerät, unterhaltsam zu lesen – wenn da nicht die Art von Hofstadter oder beider Autoren wäre, dies darzustellen! Denn es wird zunächst erklärt, wieso Hofstadter von der einen Situation an die andere erinnert wurde, was das Gemeinsame ist, dann werden beide Geschehnisse in einer Tabelle geordnet, mit Gegenüberstellung der parallelen Elemente, und dann wird dem Leser und der Leserin die Tabelle erklärt. Was man bei der Lektüre sofort verstanden hat, wird analysiert und ausgewalzt und die möglicherweise aufkommenden Gedanken von Leserin und Leser werden mit dem vorgekauten Gedankenbrei der Autoren zugekleistert. Und so ist das Buch über weite Strecken – ich habe mich in meinem ganzen Leben, das mittlerweile über 40 Jahre währt, noch nie so gelangweilt wie bei der Lektüre dieses Buchs!