Rezension

Faktenreiche Aufarbeitung einer desaströsen Russland-Politik

Die Ukraine und wir -

Die Ukraine und wir
von Sabine Adler

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorin Sabine Adler arbeitet in ihrem Buch „Die Ukraine und wir – Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft“ die gemeinsame und ereignisreiche Vergangenheit und Gegenwart zwischen Deutschland und der Ukraine auf. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse rund um den russischen Angriffskrieg zeigt sie zahlreiche Fehler, Versäumnisse und Verstrickungen von führenden SPD- und CDU-Politikern auf. So z.B. das absichtliche Unterlaufen von Sanktionen mit Hilfe von Stiftungen. Und nicht nur anhand diverser Politikerreden werden die Orientierungsschwierigkeiten bei der Einordnung von Verbündeten und Gegnern deutlich. Bei einigen Abgeordneten und Entscheidungsträgern haben offensichtlich auch die Befindlichkeiten Russlands eine höhere Bedeutung als die Not der Ukrainer. Im Mittelpunkt steht auch der Hobbyhistoriker Putin, der dem Nachbarland Ukraine die Existenz abspricht und den Zerfall der UdSSR als größte Tragödie des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Aber auch die Beleuchtung, der vom Bundeskanzler ausgerufenen Zeitenwende und der erstaunliche Sinneswandel der FDP (von den ungeliebten Erneuerbaren Energien zur Freiheitsenergie) kommen nicht zu kurz.

 

Sabine Adler stützt ihre Aussagen auf viele Quellen und eigenen Erfahrungen. Sie ist langjährige Osteuropa-Expertin des Deutschlandfunks und hat während der Euromaidan-Proteste in den Jahren 2013 und 2014 direkt aus Kiew und danach über den Krieg in der Ostukraine berichtet. Die Aufarbeitung dieses Themas ist gelungen, auch wenn es sich dabei um keine leichte Kost handelt und beim Leser Betroffenheit hervorruft.

 

Das Buch ist eine auf den Punkt gebrachte Abrechnung mit der deutschen Politik und zugleich eine packende Lehrstunde, die eine große Wissenslücke in der gemeinsamen Geschichte zwischen Deutschland und der Ukraine schließt. Einfach empfehlenswert.