Rezension

Falken, Trauer und Literatur

H wie Habicht - Helen Macdonald

H wie Habicht
von Helen Macdonald

H wie Habicht ist mir als erstes durch sein schlichtes wie schönes Cover aufgefallen und die Titelgestaltung, die dazu verleitet, sich eine ganze Reihe zu wünschen. Genauer gesagt, 24 Stück, einen Band für jeden Buchstaben des Alphabets. 

H wie Habicht wird den Sachbüchern zugordnet. Das stimmt natürlich auch, geht es in diesem Werk schließlich um die Kunst der Falknerei und Protagonistin ist die Autorin selbst. Sie und der Falke Mabel. Und doch ist es so viel mehr als das. Sprachlich gesehen ist es eher in der zeitgenössischen Literatur anzuordnen. Es ist eine Reise durch die Wildnis, äußerlich wie innerlich, ein Abenteuer und gleichzeitig eine Reise zum eigenen Ich und eine Suche nach dem Leben. Eine Mischung aus Sachbuch und Autobiographie, durchmischt mit literarischer Biographie, umgesetzt mit wunderschöner, poetischer Sprache.

Was man beim Lesen erlebt ist schwierig zu beschreiben, wenn der Gegenüber es nicht selbst gelesen hat. H wie Habicht ist mehr als ein Buch, es ist eine Erfahrung. Vielleicht liegt es daran, dass es manchmal so scheint, als sei das Buch eine Trauertherapie für die Autorin, die lernen muss, mit dem Verlust ihres Vaters umzugehen. Trauer, Angst, Verlust, all das spielt eine sehr tragende Rolle und macht den Text nicht immer leicht zu lesen. Neben der sehr persönlichen und emotionale Ebene und der abenteuerlichen gibt es aber noch weitere. Da wäre einmal der Autor T. H. White, mit dem Helen Macdonald sich auseinander setzt. In gewisser Weise ist eine Biographie des Autors in die Geschichte mit eingeflochten und konzentriert sich dabei vor allem auf dessen Roman The Goshawk (zu Deutsch "Der Habicht"). Und da wäre die Falknerei im Allgemeinen und Mable im Speziellen. In diesem Buch steckt einfach sehr viel, viel mehr, als ich spontan aufzählen könnte. 

Helen Macdonald fasst die Bestandteile des Buches in einem Interview so zusammen: "Grief, hawks and a bit of literary biography" (Trauer, Falken und literarische Biographie). Ich denke, das fasst den Roman sehr gut zusammen, aber wie genau sie das umgesetzt hat und wie es ihr gelungen ist, H wie Habicht dabei so fesselnd zu gestalten, das erfährt man nur, wenn man es selbst liest. 

(c) Books and Biscuit