Rezension

Fantastisches Debüt - Raffiniert, überraschend, unvorhersehbar

Lichterregen: Im Rausch der Zeit - Cristina Haslinger

Lichterregen: Im Rausch der Zeit
von Cristina Haslinger

Die 22jährige Emily steht eigentlich mit beiden Beinen im Leben. Sie hat ihre eigene Wohnung und verfolgt eine Arbeit, die ihr Spaß macht. Gelegentlich zankt sie sich mit ihrer Schwester Carlotta, mit der sie sich gemeinsam um Mutter Martina kümmert, der es, nach einem Schlaganfall schwer fällt, ihren Alltag selbstständig zu bestreiten.

Doch immer öfter plagen Emily seltsame Träume, in denen sie einer alten Frau begegnet, die ihr zugleich vertraut ist, aber auch Angst macht. Dann macht sie eine schmerzhafte und beunruhigende Entdeckung – sie kann in der Zeit reisen. Wie ist das nur möglich? Die Begegnung mit Daniel, ebenfalls ein Zeitreisender auf der Suche, stellt ihr Leben völlig auf den Kopf. Jetzt gilt es, die Wahrheit über ihre Gabe und ihrer Bestimmung, die eng an ihre Familie geknüpft ist, zu finden und die Lösung in der Vergangenheit aufzuspüren.

 

Die Autorin Cristina Haslinger schickt, in ihrem gelungenen Debüt, den Leser, gemeinsam mit Emily und Daniel, auf eine Reise in die Vergangenheit. Eine bezaubernde Geschichte mit SciFi-Elementen, verknüpft mit einer kleinen extravaganten Reminiszenz an zurückliegende Jahrzehnte. Die Autorin hat hier klasse recherchiert und lässt den Leser an Eigenheiten und dem Lebensgefühl der damaligen Zeit teilhaben. Man verspürt selbst die Lust, sich aufzumachen und Ahnenforschung zu betreiben.

Die Charaktere bestechen mit vielen unterschiedlichen Facetten, vor allem die beiden Hauptprotagonisten Emily und Daniel sind äußerst empathisch geraten und birgen hohes Identifikationspotential. Emily beweist im Verlauf der Handlung sehr viel Stärke. Man verfolgt mit Freude, wie sie, gemeinsam mit ihrer Schwester, ihre Gabe verinnerlicht und etwas Neues schafft.

Daniel umgibt eine mysteriöse Aura. Man rätselt bis zum Schluß über sein Alter und seine wahre Herkunft. Bei ihm hat Cristina Haslinger ganze Arbeit geleistet, den Leser auf eine Fährte zu locken , um das Geheimnis von Daniel zu lösen. Doch das erscheint schwieriger als gedacht.

Emily`s Schwester Carlotta gibt sich anfangs unnahbar, wird aber unverzichtbar für die Story und beweist ein Händchen für kreative Lösungen. Bei ihr lastet diese Familienbürde am schwersten, da sie noch für zwei Töchter verantwortlich ist, denen sie ein normales Leben bescheren möchte. Man leidet gemeinsam mit Carlotta an ihrem inneren Konflikt.

Auch die anderen Familienmitglieder und Ahnen von Emily sind sehr nuanciert gezeichnet, von schräg, gruselig, zickig, herzlich, charismatisch ist für jeden etwas dabei.

 

Cristina Haslinger versetzt den Leser, mehr als einmal, mit verblüffenden Wendungen in Erstaunen. In die Story fließt viel eigene Fantasie mit ein, die prägnant und stimmig umgesetzt wurde.

Das Ende hält einen fiesen Cliffhanger bereit, dem man der Autorin, aufgrund ihrer bezaubernden und knackig erzählten Lektüre, sofort verzeiht, um ungeduldig auf die Fortsetzung zu warten.

 

Daumen hoch für dieses brillante Debüt! 5 Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir.