Rezension

Fantasyroman mit ungenutztem (Grusel)Potential

A Witching Tale - Claudia Romes

A Witching Tale
von Claudia Romes

Gute Idee, jedoch fwhlte es an Spannung.

"A Witching Tale" ist ein Fantasyroman von Claudia Romes, der im Isegrim Verlag erschienen ist. Die Grundlage des Romans bildet die tatsächlich existierende Geschichte rund um die Hexen von Belvoir aus dem siebzehnten Jahrhundert auf dem Schloss der adeligen Familie Rutland. Der Klappentext verspricht einen hohen Gruselfaktor gepaart mit historischem Wissen, eingepackt in einen Fantasyroman.

Inhalt: Gwen Collins stammt ursprünglich aus England, ist aber nach Chicago gegangen, um dort als Ärztin erfolgreich zu sein. Der tragische Autounfall ihrer Zwillingsschwester holt sie zurück nach Hause. Dort erfährt sie, dass ihre Schwester verlobt war und muss schon bald feststellen, dass auf dem Schloss merkwürdige Dinge geschehen, die für den Tod ihrer Schwester und Eltern verantwortlich sind. Ehe Gwen und Riley sich versehen, werden sie in eine uralte Familientragödie hineingezogen und stellen fest, dass das Schloss verflucht ist.

MEINE MEINUNG:

Ich bin sehr enthusiastisch an das Buch herangegangen und hatte sehr hohe Erwartungen. Zu hohe Erwartungen. Denn so vielversprechend und reich an Potenzial das Buch auch ist, die Umsetzung ließ leider zu wünschen übrig. Es fängt schon bei den Charakteren an. Sie wurden leider nur sehr oberflächlich skizziert. Bei manchen Charakteren wie der Haushälterin Miranda, weiß man nicht mal, wie sie aussehen. Der Leser hat dadurch leider nicht die Möglichkeit, sich mit den Figuren zu identifizieren bzw eine Bindung aufzubauen. Auch in der Handlung selber war sehr viel Spielraum. Es ist sehr viel auf kleinem Raum passiert, sodass viele interessante Stellen nur angerissen wurden. Es ist schade, dass sich die Autorin nicht die Zeit genommen hat, die Handlungsstränge weiter auszuarbeiten. Bevor der Leser in die Situation einsteigen konnte, war sie auch schon vorbei. Ein weiteres Problem sind die teils sehr veralteten und ungebräuchlichen Wörter. Das Buch spielt teils in der Gegenwart und teils im 17. Jahrhundert. Wenn alte Wörter in Dialogen des 17. Jahrhunderts auftauchen, ist dagegen nichts einzuwenden. Leider wurden diese Wörter aber ständig im Erzähltext, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit eingesetzt. Dadurch wirkten sie sehr gekünzelt und nicht authentisch. Als wäre das Buch vor 200 Jahren oder heute von einer sehr  alten Dame geschrieben wurden. In Wirklichkeit ist das Buch erst dieses Jahr erschienen und zwar von einer recht jungen Autorin.

Beispiele für die veralteten Wörter: Kapitel 3 statt "überwunden" wurde "verwunden" verwendet, das Kapitel spielt in der Gegenwart. Im selben Kapitel kam das Wort "aufgebahrt" in Bezug auf Särge vor.  Oder in Kapitel 8 "Er machte ihr Wildblüten und Süßigkeiten zum Geschenk." anstatt "Er schenkte ihr...". Es spielt zwar 1662, dennoch ist es nicht Teil eines Dialogs, daher fand ich es sehr gekünzelt. Ein letztes Beispiel bietet Kapitel 18, das wieder in der heutigen Zeit spielt, statt der gebräuchlichen Wörter für "Geburt" oder "Entbindung" wurde "Niederkunft" verwendet.

Auch das Verhalten einiger Charaktere fand ich zweifelhaft. So ist Mary mit zirka 32 Jahren so naiv wie ein zehnjähriges Mädchen. Die ältere Dame Kate wurde vor Jahren gelähmt und saß im Rollstuhl und war zum Großteil der Geschichte bettlägrig, doch konnte plötzlich ohne Heilungsprozess zum Ende hin wieder gehen und stehen. 

Obwohl das Buch einige spannende Stellen hatte, wurde der versprochene Gruselfaktor meiner Meinung nach nicht erfüllt. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn die Autorin mehr auf ihre eigene Geschichte und dessen Handlungsstränge eingegangen wäre. 

Positiv hingegen fand ich den Schreibstil, mit dem ich von Anfang an warm wurde. Ebenso gut fand ich die Verflechtung von Gegenwart und Vergangenheit sowie den Sichtwechsel zwischen Gwen und Mary. Auch das Cover, der Klappentext und der Titel haben mich von Anfang an angesprochen. Die Idee hinter der Geschichte finde ich großartig, doch die Umsetzung ist ausbaufähig.

Fazit: Die Idee und die Gestaltung des Romans sind gut gelungen, die Umsetzung der Idee war jedoch ausbaufähig. Mir waren die Figuren zu oberflächlich und die massenhaften Handlungsstränge waren ebenfalls nicht ausführlich behandelt wurden. Das Tempo war zu zügig, die Logik fehlte an einigen Stellen. Ich gebe 3 von 5 Sterne und kann das Buch an jene empfehlen, die einen auf historischen Fakten basierenden Fantasyroman mit Geistern lesen möchten, ohne komplexe Handlungsstränge und ohne einer ausführlichen Auseinandersetzung mit den Figuren. Mir hat es dennoch gefallen, mitlesen zu dürfen und hoffe, dass die Autorin zukünftig aus der Kritik lernt.