Rezension

Farbenprächtiges Indiengemälde

Die englische Fotografin - Dinah Jefferies

Die englische Fotografin
von Dinah Jefferies

Bewertet mit 4 Sternen

1930. Eliza wuchs als Kind in Indien auf, wo sie mit eigenen Augen den tragischen Tod ihres Vaters mitansehen musste beim Einzug des Vizekönig in Neu Dehli. Elizas Mutter ging daraufhin mit ihr zurück nach England, wo sich Eliza für die Fotografie zu interessieren begann. Nun erhält sie die große Chance, die Familie des Maharadschas von Raiputana über ein ganzes Jahr zu fotografieren, deshalb macht sich Eliza auf den Weg nach Indien. Schon am ersten Tag dort trifft Eliza auf Jay, den Bruder des Fürsten, und zwischen den beiden sprühen bald die Funken. Allerdings muss Eliza auch schnell feststellen, dass nicht jeder im Palast von ihrer Anwesenheit begeistert ist. Außerdem muss sie im täglichen Palastleben jede Menge Intrigen, Machtspielchen und Eifersüchteleien miterleben, in die sie schon bald selbst mit hineingezogen wird. Wird Eliza Dinge aus ihrer indischen Vergangenheit erfahren? Und wird sie das Glück finden?

Dinah Jefferies hat mit ihrem Buch „Die englische Fotografin“ einen schönen, spannenden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser in das exotische und farbenprächtige Indien entführt. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, der Leser taucht schnell ein die faszinierende Welt der indischen Kultur. An der Seite von Eliza erlebt er ein farbiges Sittengemälde am Hofe des indischen Maharadscha-Palastes. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Unterschiede zwischen der englischen und indischen Kultur aufzuzeigen und das Wechselbad der Gefühle ihrer Protagonisten in Hinblick auf ihre Herkunft deutlich zu machen. Auch die Rolle der Frau in Indien wird hier thematisiert, die sich dem Wünschen des Mannes zu unterwerfen hat. Die Beschreibungen vom bunten Treiben und dem indischen Palastleben sind so farbenprächtig, so dass sich wunderschöne Bilder vor dem inneren Auge des Lesers auftun. Durch geschickte Wendungen überrascht die Autorin den Leser und gibt einen guten Einblick in alte Ansichten, Rituale und Traditionen sowie in die Unterschiede der verschiedenen Gesellschaftsstufen. Der historische Hintergrund wurde gut recherchiert und mit der Handlung sehr schön verwoben. Der letzte Abschnitt kann dagegen nicht wirklich überzeugen, denn der Ausgang ist für die damalige Zeit fernab jeder Realität.

Die Charaktere sind gut ausgestaltet und mit Ecken und Kanten versehen. Durch individuelle Eigenschaften wirken sie real und authentisch. Eliza musste als Kind schon einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Als erwachsene Frau wirkt sie recht selbstbewusst und geht in ihrem Beruf als Fotografin auf. Der Auftrag in Indien schreckt sie nicht, sondern bietet ihr die Möglichkeit, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, während sie dort einer Aufgabe nachgeht. Eliza ist freundlich, empathisch und hilfsbereit, was ihr so manche Tür öffnet. Jay ist ein Mann von Stand, der zuerst recht arrogant und wie ein Snob daher kommt. Doch das ist nur der erste Eindruck, schon bald zeigt er sich von seiner freundlichen und zielstrebigen Seite. Leider kommt er neben Eliza etwas zu kurz und ist oftmals eher eine abgestellte Randfigur. Clifford ist ein Mann, der Eliza freundlich gesinnt ist, doch verbirgt er sein wahres Gesicht, denn er teilt ihre politische Gesinnung nicht. Obwohl er Eliza protegiert, sind seine Absichten eher fragwürdig. Alle weiteren Protagonisten teilen sich auf in Freunde oder Feinde, die wie das Salz in der Suppe die Handlung zu würzen wissen.

„Die englische Fotografin“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman vor der exotischen Kulisse Indiens, der nicht nur eine Liebesgeschichte beinhaltet, sondern auch einen guten Einblick in eine fremde Kultur und deren Lebensansichten bietet. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!