Rezension

Faszinierend

Spock und ich - William Shatner, David Fisher

Spock und ich
von William Shatner David Fisher

Bewertet mit 4 Sternen

»Das Leben ist wie ein Garten. Perfekte Momente können erlebt, aber nicht bewahrt werden, außer in der Erinnerung. LLAP«

William Shatner und Leonard Nimoy schrieben als Captain Kirk und Spock Fernsehgeschichte. In der Kultserie »Star Trek« verband sie eine besondere Freundschaft, die trotz einiger anfänglicher Differenzen auch im wahren Leben der beiden Männer aufblühte und fast 50 Jahre währte. Gemeinsam mit seinem Co-Autor David Fisher schrieb Shatner knapp ein Jahr nach Nimoys Tod dieses Buch, eine Art Liebeserklärung, wenn man so will, aber vielleicht auch eine Form der Trauerbewältigung, denn die beiden Männer sprachen sich nach einem Bruch vor dem Ende nicht mehr aus. Ein Brief an seinen Freund, von dem er nicht weiß, ob er ihn je gelesen hat, und die vielen Erinnerungen, die gemeinsame Reise mit allen Höhen und Tiefen, sind alles was Shatner bleibt und das teilt er nun mit seinen Lesern.

»Spock und ich: Mein Freund Leonard Nimoy« (OT: Leonard: My Fifty-Year Friendship with a Remarkable Man) ist keine hohe Literatur aber es ist eine wirklich faszinierende und teilweise auch sehr berührende Lektüre, die mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte. Ich bin zwar Fan der Serie und auch aller darauffolgender Serien und Filme aber ein eingeschfleischter Trekkie bin ich wohl nicht, weshalb dieses Buch für mich auch viel Wissenswertes bereithielt. Shatner beschränkt sich dabei nicht auf Informationen zu Nimoy/Spock, vielmehr erzählt er im Plauderton vom steinigen Weg, den sowohl Nimoy, als auch er zu Beginn ihrer Schauspielkarriere nehmen mussten. Sie hatten viel gemeinsam, stammten beide aus jüdischen Familien der unteren Mittelschicht und wuchsen in Immigrantenvierteln von amerikanischen Großstädten auf, schlugen sich mit Gelegenheitsjobs durch, um ihren Traum von der Schauspielerrei nachgehen zu können. Es ist ein interessanter Blick hinter die Kulissen des Film- und Fernsehgeschäfts der Fünfziger- und Sechziger-Jahre, der dem Leser so geboten wird.

Der Beginn der Erfolgsgeschichte von Star Trek war dabei aber nicht der Beginn dieser komplexen und zeitweise auch schwierigen Freundschaft, denn beide Männer hatten unterschiedliche Herangehensweisen an die Schauspielkunst. Nimoy sah sich als Charakterdarsteller, der seine Rolle lebte, die Figur entwickelte und sie gleichermaßen trug, wie sie umgekehrt ihn trug. Diese Intensität und Besessenheit machte den Erfolg und die Authentizität der Figur Spock überhaupt erst möglich. Shatner hingegen agierte klassisch, eher aus dem Bauch heraus.

»Shatner war die personifizierte Energie. Ein Energiebündel, ständig Ausschau haltend, nach etwas grabend, suchend, was mir einen Raum gab, um als Spock zu existieren. (…) Bill Shatner stellte die ganze Energie bereit, die man für die Szene brauchte, was mir ermöglichte, reflexiver und zurückhaltender zu agieren. Die Tatsache, dass Shatner in dieser Weise auftrat, half mir, so denke ich, sehr bei der Entwickung von Spocks Charakter.«

Und während Nimoy im Verlauf der Jahre so immer »spockiger« wude, hatte Shatner damit zu kämpfen, dass sein Ansehen bei den Serienfans hinter dem Nimoys stand. Es brauchte Zeit bis beide Männer sich auf ihre gemeinsamen Stärken konzentrieren, die Unterschiede in positive Energie umwandeln und als Antriebsmotor für ihre ungewöhnliche Freundschaft sehen konnten. Nicht zuletzt verband sie viele Schicksalschläge, bei denen sie sich gegenseitig stützen konnten.

Nimoy mimte die komplexe Figur des Spock - aber auch er selbst war ein zutiefst tiefgründiger und ehrgeiziger Mann, der niemals still zu stehen vermochte. Rastlos angetrieben von seiner Leidenschaft war er nicht nur ein herausragender Schauspieler, sondern auch Regisseur, Produzent, Fotograf, Autor, Musiker, Poet, Pilot, liebender Ehemann und Vater … sowie trockener Alkoholiker. Letzteres brachte ihn schließlich auch in die Position Shatner beiszustehen, als dieser durch einen tragischen Unfall seine alkoholabhängige Frau verlor.

Es sind Höhen und Tiefen wie sie das Leben selbst schreibt und beide Männer gingen sie, denn das ist das, was man tut. Es ist das, was Kirk und Spock tun würden, sich der Herausforderung stellen – gemeinsam. Nicht immer durchlebten sie die Unwegsamkeiten Seite an Seite aber weit entfernt war der andere nie. Es ist diese innige Verbundenheit zweier Menschen, deren Weg sich zufällig kreuzte und dann immer wieder schnitt, die bei diesem Buch deutlich zum Tragen kommt und die teilweise etwas sprunghaften und auch leise egozentrischen Gedanken Shatners ausbalanciert. Und so ist es eben auch eine richtig gute Story.

»Es geht immer um eine gute Geschichte. (…) Du kannst noch so viele Schiffe in die Luft jagen, Raketen abschießen, Kämpfe, Katastrophen oder Stunts zeigen. Ist die Geschichte gut? Nimmst du etwas mit nach Hause, worüber du nachdenkst? Etwas, das dich berührt und dir das Gefühl vermittelt, Teil einer menschlichen Spezies zu sein?«

Fazit

Ein Buch, das dem interessierten Leser teilweise tiefe Einblicke in das Leben zweier Stars und der Persönlichkeiten dahinter bietet, ihre Kämpfe mit Selbstzweifeln und auch Identitätskrisen beschreibt. Eine Ode an die Freundschaft mit all ihren Facetten, aber auch ein Beweis dafür, dass man mit Leidenschaft und Ehrgeiz immens viel erreichen kann. LLAP