Rezension

Faszinierend

Das Buch Ana - Sue Monk Kidd

Das Buch Ana
von Sue Monk Kidd

Das Buch Ana – Sue Mon Kidd

 "Mein Name ist Ana. Ich war die Frau von Jesus aus Nazareth. Ich bin eine Stimme." Seite 559

 Ein wirklich ehrgeiziges Unterfangen, einen Roman zu schreiben über das Leben von Jesus Frau.

Die Handlung bleibt zwar insgesamt recht nah an der überlieferten Geschichte, trotzdem ist die Religion an sich kaum ein Thema. Denn die Hauptfigur ist tatsächlich nicht Jesus, sondern Ana. Ein mutiges Mädchen, später junge Frau, die dafür kämpft, ihren eigenen Weg gehen zu dürfen. 

Jesus wird als für die damalige Zeit! als außergewöhnlich liberaler junger Mann beschrieben. Gütig und gut. Fast zu gut, um wahr zu sein. Doch man weiß ja, wie die Geschichte unweigerlich enden muss. Das hat mich beim Lesen zum Teil etwas irritiert – das Ende eigentlich schon zu kennen. 

 Der Leser verfolgt Anas Lebensweg, Jesus erscheint eher als Randnotiz, auch wenn er für Ana natürlich eine große Rolle spielt. 

Nun weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt schon einmal ein Buch aus dieser frühen Zeit im Nahen Osten gelesen habe. Es war zu erwarten und die Autorin spart auch nicht mit der Beschreibung furchtbarer Grausamkeiten und nicht zuletzt auch der absoluten Unterdrückung der Frau im Allgemeinen als Selbstverständlichkeit. Hier kommt nun Ana, die sich nicht unterordnen will und darum kämpft, Schreiben zu dürfen. Überflüssig zu erwähnen, dass sie sich damit ständig in Lebensgefahr bringt.

In aussichtslosesten Situationen öffnet sich mehrmals plötzlich ein Ausweg. Naja.

 Obwohl man diese Thematik in fast allen historischen Romanen finden kann, wenn man will, ist es mir hier nochmal besonders aufgefallen. Die Rolle der Frau, der weibliche Kampf um ein selbstbestimmtes Leben – dieses große Thema zieht sich durch den Roman. 

Über weite Strecken ist dies aber dennoch einfach ein interessanter, sehr gut recherchierter und ausgearbeiteter historischer Roman. Ich fand ihn fesselnd zu lesen und den Schreibstil sehr ansprechend.  

 Gerade auch im Nachgang übt diese Geschichte eine große Faszination auf mich aus. Anas Stärke und Weisheit sind beeindruckend. 

Trotzdem habe ich es nicht gerne gelesen. Irgendetwas hat mich gestört, etwas das ich nicht benennen kann. Liegt es daran, dass das tragische Ende von vorneherein festgesetzt war, oder lag es am historischen Setting, das ich wegen seiner Grausamkeiten normalerweise eher meide. Ich weiß es nicht. Gerade das Ende, das ich gefürchtet hatte, fand ich sogar sehr gut gelöst. Dennoch blieb über die gesamte Lektüre ein gewisses Unbehagen.  

Ich schwanke gefühlsmäßig zwischen drei und vier Sternen und runde schließlich auf 4 Sterne auf.