Rezension

Faszinierend

In einer anderen Welt - Jo Walton

In einer anderen Welt
von Jo Walton

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hals über Kopf ist Morwenna vor ihrer Mutter geflüchtet, einer Hexe die schwarze Magie verwendet. Bei ihrem Vater untergebracht, den sie kaum kennt, von ihm und seinen Schwestern in ein Internat abgeschoben – zum Glück hat Mor immer noch ihre geliebten Bücher, in die sie jederzeit abtauchen kann und die ihr ein und alles sind.

Es ist schwer, dem Inhalt des Buches mit einer kurzen Zusammenfassung gerecht zu werden, ebenso schwer ist es für mich meine Meinung dazu zum Ausdruck zu bringen. Ich habe mich dennoch entschieden eine Rezension zu schreiben, denn das Buch hat mich wirklich beeindruckt.

Es schlägt leise Töne an und kommt ohne einen wirklichen Spannungsbogen aus. Was nicht heißt dass es langweilig oder langatmig wäre, vielmehr hat es mich durchgehend in die Geschichte gezogen. Mor ist ein Charakter, aus dem ich anfangs nicht ganz schlau wurde. Es ist ihr Tagebuch und obwohl man ihr so nahe ist bleibt sie immer etwas eigen. Sie betrachtet ihre Umwelt anders als andere Mädchen ihres Alters, anders als die meisten anderen Menschen. Sie weiß dass es Magie gibt, Feen, auch wenn sie weder das eine noch das andere erklären kann. Für sie ist es so selbstverständlich wie es kompliziert ist. Und ihre große Liebe sind die Bücher. Fantasy und SF-Geschichten, um genau zu sein. In dem ganzen Buch geht es um Bücher, ständig werden Titel erwähnt, Aussagen dazu gemacht. Ich kannte die wenigsten der Bücher, doch obwohl ich nicht mitreden kann (um es so auszurücken), hat es mich nicht gelangweilt. Eher hat mich ihre Besessenheit fasziniert und ich habe mir gewünscht noch viel öfter selbst in Bücher abzutauchen. Selbst in Science Fiction, ein Genre was mich bisher gar nicht gereizt hat. Ich werde mir auf der Verlagshomepage bei Gelegenheit die Liste der im Buch erwähnten Bücher anschauen, vielleicht werde ich es wirklich wagen? Doch es ist trotzdem kein Buch über Bücher, nicht ganz. Mehr ein Buch übers lesen. Und über Magie, über das erwachsen werden, über das loslassen und über das Leben.  Mit der Zeit beginnt man Mor zu verstehen, lässt sich auf ihre Welt und ihr Wesen ein. So seltsam sie in manchen Dingen ist, so stark ist sie in anderen. Sie ist wie sie ist ohne dabei auf der Stelle stehen zu bleiben.

Ich weiß nicht ob das Buch schön ist, traurig oder wo ich es sonst einordnen soll. Es ist eine phantastische Geschichte, aber keine Fantasy-Geschichte. Nicht in dem Sinne. Man muss sich darauf einlassen und ich bin mir sicher, dass es nicht jedermanns Fall ist. Ich selbst habe jede Seite gern gelesen und bereue keine Sekunde es gekauft zu haben.