Rezension

Faszinierend und unbegreiflich

Das Universum in deiner Hand - Christophe Galfard

Das Universum in deiner Hand
von Christophe Galfard

Bewertet mit 4 Sternen

»Was du von deinem Strand auf der tropischen Insel aus als die Milchstraße identifiziert hast, das war nur eine dünne Scheibe deiner Galaxie, ein Band mit Hunderten Millionen Sternen, die zu weit entfernt waren, um einzeln erkennbar zu sein, deren Lichter zusammen jedoch das diffuse Band bildeten. Und während du jetzt in das weit entfernte Unbekannte spähst, bereit, deinen Geist dorthin stürmen zu lassen, wo du das größte Geheimnis vermutest, wird dir plötzlich klar, dass all diese Lichtkleckse genauso verschwommen sind wie die Milchstraße. Auch sie müssen Galaxien sein!«

Wer tatsächlich schon mal das große Glück hatte, den Sternenhimmel über einem tropischen Strand bewundern zu können, der kennt dieses Staunen über die schier unglaubliche Menge leuchtender Himmelskörper. In der Großstadt braucht man meist Wolkenlücken und eine Menge Phantasie, wenn man einen Blick auf das Universum werfen möchte.

Christophe Galfard, französischer Astrophysiker und Doktorand von Stephen Hawking, hilft dabei. Er nimmt den Leser mit auf eine unglaubliche Reise bis hinter die Grenze des sichtbaren Universums.

 

Das Besondere an dem Buch ist sicher sein für ein Wissenschaftsbuch ungewöhnlicher Stil, sehr lebendig, wie ein Roman geschrieben und doch voller Fakten auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.

Zunächst einmal werden Grundlagen vermittelt, über unsere kosmische Familie, Sonne, Mond, unser Planetensystem. Über die Schwerkraft und die Lichtgeschwindigkeit und die Einsteinsche Gleichung. Und dann geht die Reise erst richtig los! Zeitreisen, der Urknall, dunkle Energie, schwarze Löcher, ein Ausflug in die Quantenwelt – nichts fehlt.

 

Alles sehr theoretisch? Stimmt. Im Verlauf des Buchs wurde es für mich auch manchmal ein wenig zu theoretisch. Da half der angenehm leichte Stil sehr, der auch gerne mit Witz arbeitet. Beispiel?
»Aufgrund von Schätzungen der im Zentrum unseres Sterns noch vorhandenen Menge an Wasserstoff können die Wissenschaftler überschlagen, wann es zur Explosion kommen wird. Ihre Prognose: Die Sonne wird in ungefähr fünf Milliarden Jahren zerbersten – an einem Donnerstag oder bis zu drei Tage früher oder später.«

 

Der Autor verspricht in seinem Vorwort, dass das Buch niemanden überfordern wird. Da tut man sich schwer, zuzugeben, dass man an einigen Abschnitten ganz schön geknackt hat. Ich gebe es trotzdem zu. Der Stil ist leicht, Fachwörter und Formeln werden so gut es geht vermieden und trotzdem wird dadurch die Grundthematik nicht einfacher. Im Vergleich zu anderen Büchern über Astrophysik ist es sicher ein Spaziergang, aber dass ich einfach durch das Buch gerauscht wäre, kann ich nicht behaupten. Es gibt so viele Theorien – und bei manchen wollte sich mein Verstand schlicht weigern, zu folgen. Zum Glück hat der Autor auch für diesen Fall ein paar ermutigende Worte…
» Die Natur nimmt nicht übel. Sie ist dafür da, von uns entdeckt zu werden – fertig.«

 

Fazit: Eine unglaubliche Reise. Manchmal unbegreiflich und sehr theoretisch, aber immer auch faszinierend.