Rezension

Faszinierender Energiesparmodus – zum neidisch werden!

Das Geheimnis der Winterschläfer - Lisa Warnecke

Das Geheimnis der Winterschläfer
von Lisa Warnecke

Bewertet mit 5 Sternen

»Schon lange fasziniert der Winterschlaf die Wissenschaft – doch noch immer geben uns viele Vorgänge Rätsel auf: Wie schaffen Tiere es nur, sechs Monate des Jahres kalt und fast bewegungslos zu verbringen, ohne Schäden davonzutragen? Welche Vorgänge laufen dabei im Körper ab und welche Tiere nutzen weltweit Winterschlaf? Geht es dabei wirklich nur um die Einsparung von Energie?«

Ein Buch über Winterschläfer! Es wäre ein Wunder gewesen, wenn ich da hätte widerstehen können! Und mir wäre auch wirklich viel entgangen!

 

Lisa Warnecke ist promovierte Biologin und Trägerin des Forschungspreises der Deutschen Wildtier Stiftung. Auch für dieses Buch hat sie umfangreiche Untersuchungen betrieben, der Leser kann sich auf eine Reise durch vier Kontinente freuen und dabei bekannte und weniger bekannte Winterschläfer kennenlernen. Wir treffen auf Igel in Hamburg, Fledermäuse in Kanada, Beuteltiere in Australien und Lemuren auf Madagaskar.

Moment! Madagaskar? Winterschlaf?

Das wird interessant!

 

Das Buch startet mit ordentlichen Grundlagen. Was genau versteht man eigentlich unter Winterschlaf? Da wird zunächst einmal mit einigen Irrtümern aufgeräumt. Wer weiß zum Beispiel, dass Tiere im Winterschlaf überhaupt nicht schlafen? Dass es sich bei dem sogenannten Winterschlaf um einen faszinierenden Energiesparmodus, genannt Torpor, handelt? Dass die Dauer des Torpors artspezifisch ist, manchmal nur einen Tag dauert? Und dass die Tiere, die ihn beherrschen, besonders erfolgreich im Überlebenskampf sind?

 

Winterschlafforschung gibt es seit über 150 Jahren, erste Untersuchungen wurden 1938 publiziert. Trotzdem sind noch nicht alle Fragen beantwortet, was auch daran liegt, dass die Freilandforschung besonders kompliziert ist. Eine Herausforderung, die die Autorin angenommen hat!

Sehr lebendig schreibt sie über ihre Arbeit, erklärt ausführlich die Methoden und die besonderen Umstände des jeweiligen Lebensraumes. Sie staunt über die Wunder der Natur, erfreut sich daran. Da wird zwischendurch auch schon mal ein Wal vor der australischen Küste bewundert.

Im Mittelpunkt steht aber letztlich immer ihr Forschungsprojekt. Welche Anpassungsleistungen muss beispielsweise ein Igel an das Leben in der Großstadt aufbringen? Wie kann ihm der Winterschlaf dabei helfen? Und wie kann der Mensch in der Stadt wiederum den Igel unterstützen?

Und was muss man sich unter Winterschlaf in den Tropen vorstellen?

 

Das Thema ist wirklich hochinteressant und viel umfangreicher, als ich zunächst vermutet hatte. Schwer beeindruckt las ich, wie die Tiere ihre Körpertemperatur selbst regulieren. Ein Igel kann sich bis auf 4° runterkühlen, einzelne Tiere schaffen sogar Temperaturen unter 0°! Unglaublich! Ich staune immer wieder, welche großartigen Leistungen die Natur vollbringt.

 

Die Winterschlafforschung wird auch nicht nur von Tierfreunden beobachtet. Nicht wenige träumen davon, den Zustand des Winterschlafs für Menschen anwendbar zu machen, beispielsweise für medizinische Zwecke oder in der Raumfahrt. Die großen Weltraumorganisationen zeigen seit Jahrzehnten hohes Interesse an der Torporforschung.

 

Das Buch ist unterteilt in zwei große Abschnitte: Einschlummern und Aufwachen. Wie in jedem Buch, das sich ernsthaft mit der Tierwelt befasst, gibt es wunderschöne Abschnitte und herrliche Fotos, aber ebenfalls traurige Passagen. Die Einflüsse der Umwelt machen das Überleben schwer, ganz zu schweigen von menschlichem Einfluss, Krankheiten und der Zerstörung von Lebensräumen. Daher ist es umso wichtiger, möglichst viel über die Tiere (hier die faszinierenden Winterschläfer) zu erfahren.
»Wir können nur schützen, was wir kennen.«

 

Fazit: Ein hochinteressantes Thema und ein Muss für jeden Tierfreund.