Rezension

Faszinierender Schauplatz am Tor der Arktis

Wo die Dunkelheit beginnt -

Wo die Dunkelheit beginnt
von Ava Sandström

Bewertet mit 4 Sternen

In Longyearbyen sind die Winter lang, düster und kalt. In dieser Ortschaft auf Spitzbergen leben 2500 Menschen, die es aus über vierzig Ländern in die abgeschiedene Polarnacht gezogen hat. Der Mikrobiologe Martin Zaar zählt zu ihnen und er erkennt, dass er einer von vielen ist.

„Wo die Dunkelheit beginnt“ ist ein Roman von und auf Spitzbergen, der das Tor zur Arktis in seinen imposanten Facetten näher an die Leser:innen bringt.

Als ich das Buch sah, wusste ich sofort, dass ich es lesen muss. Obwohl ich Kälte verabscheue, habe ich ständig den Drang, über die eisigen Gegenden unserer Welt zu lesen. Entweder will ich mich damit unbewusst meinen Ängsten stellen oder einfach mehr darüber aus Büchern erfahren, weil ich im echten Leben auf dieses Erlebnis verzichten kann.

Zu diesen Orten zählt Spitzbergen. Es ist eine Inselgruppe, die zu Norwegen gehört, und im Arktischen Ozean liegt. Bekannt ist der Archipel für seine wichtige Rolle in der Arktisforschung, weil es sozusagen als Labor dafür dient.

Der Hauptort ist Longyearbyen, wo sich Forschungsstationen, eine Universität und eine russische Siedlung befinden. Ava Sandström, ein Synonym, hinter dem sich ein Ehepaar verbirgt, beschreibt das Leben, den Alltag und die Menschen dieser Gegend anhand einer Romanhandlung, die zwar nicht vollkommen überzeugt dafür aufgrund des Ambiente umso mehr fasziniert.

Die Figuren von „Wo die Dunkelheit beginnt“ hat es allesamt nach Longyearbyen verschlagen. Hierzu begleitet der:die Leser:in den deutschen Mikrobiologen Martin van der Zaar, der sich nur wenig für die triste Gegend begeistert. Doch als er die Schlittenhundeführerin Rebecca kennenlernt, ändert sich seine Einstellung und eine zarte Liebe fängt an. Außerdem lebt hier der Russe Dimitri, der auf aufregende Weise als Schmuggler ein Zubrot verdient, obwohl seine Gattin damit gar nicht einverstanden ist.

Die Handlung selbst ist alles andere als gut beziehungsweise kaum vorhanden. Teilweise hat es den Anschein eines Liebesromans, dann geht es etwas in Richtung Krimi, weil sogar ein Verbrechen aufgeklärt wird, während Themen wie der Klimawandel im Zentrum sind.

Trotzdem hat es mir richtig gut gefallen, weil ich vom Schauplatz fasziniert gewesen bin. Statt auf die Handlung konzentriert sich Ava Sandström auf eine umfassende Darstellung der geografischen Eigenheiten, Beschreibung des nationalen Schmelztiegels und die Beleuchtung des frostigen Alltags an diesem abgeschiedenen Fleck auf der Welt.

Anhand der Figuren zeigt Sandström, welchen Menschenschlag es in diese Gegend zieht, womit sie täglich zu kämpfen haben, wie sie mit dem rauen Klima umgehen und warum es kaum jemand länger als fünf Jahre in Longyearbyen aushält.

Gleichzeitig entführt das Autorenduo an touristische Schauplätze, beschreibt eindrucksvoll Gletscherspalten, Schlittenfahrten und man ist gefühlt live bei der Fütterung der Hunde dabei.

Obwohl mich die Handlung alles andere als überzeugt, hat mich das Lokalkolorit beeindruckt und allein deshalb habe ich diesen Roman äußerst gerne gelesen. Ich habe es genossen, Spitzbergen anhand der Figuren kennenzulernen und mich wissbegierig umgesehen. 

Wer aber höhere Erwartungen an dieses Buch hat, wird sicherlich enttäuscht werden. Es ist ein intensiver Ausflug in eine der kältesten Gegenden der Welt, aber kein Roman, der aufgrund der Handlung packt.