Rezension

✎ Felicity Brooks - Das-sind-wir-Reihe 4 Alle anders - Das sind wir!

Alle anders - Das sind wir! -

Alle anders - Das sind wir!
von Felicity Brooks

Mein Kind wächst in einer sehr privilegierten Umgebung auf: weiße Menschen, keine Krankheiten oder Behinderungen im Umkreis, Wohnung mit großem Garten, immer Essen im Haus, ... Das einzige, was sie von einigen ihrer Freundinnen & Freunde unterscheidet: Sie wächst zweisprachig auf.
Wenn wir immer in unserer Blase bleiben würden, würde sie kaum sehen und erleben, wie vielfältig unsere Welt ist. Und deshalb liebe ich solche Bücher wie "Alle anders - Das sind wir!"

Felicity Brooks zeigt mit ihrem Werk schon den Kleinsten, wie reich unsere Erde ist - reich an Vielfalt der Menschen.
Sie geht auf ganz viele Aspekte ein: Herkunft, Kleidung, Körper, Kommunikation, Familienformen, Zuhause, Essen, Feste & Feiern, ...

Viele Dinge werden aufgrund des geringen Umfangs nur angeschnitten. Ich hätte mir zum Beispiel gewünscht, dass bei den Festen & Feiern auch ein Datum angegeben wird. Oder dass noch ein bisschen mehr auf traditionelle Kleidung eingegangen bzw. gezeigt und erklärt wird.

Als es um das Thema 'Neurodiversität' geht, fühlte selbst ich mich einen Moment lang erschlagen. Die Zielgruppe kann mit Begriffen wie 'Dyspraphie', 'Dyskalkulie' und dergleichen nichts anfangen. Meiner 4-Jährigen fallen solche Merkmale auch gar nicht auf. Das Down-Syndrom hingegen, welches in diesem Werk leider keinen Platz findet, begegnet uns offen. Und dazu kommen die Fragen.

Diversität ist natürlich ein sehr großes Thema über das man mehrere Bücher schreiben / zeichnen kann. Die Illustratorin Mar Ferrero hat hier bereits einen super Job gemacht. Es gibt Menschen im Rollstuhl, mit Prothesen, mit amputierter Gliedmaße, mit Gehhilfe, mit der Vitiligo-Krankheit, mit Augenklappe, mit geistiger Behinderung, mit einem Atemgerät und eben groß, klein, jung, alt, ...

Was mir noch so ein bisschen fehlt, ist das Gendern. Es wird auf einer Doppelseite davon gesprochen, dass alle alles sein und machen dürfen. Als es dann jedoch darum geht, was Kinder werden / machen können, wenn sie erwachsen werden, wird wieder nur die männliche Berufsbezeichnung verwendet. Nicht bei allen. Manche Dinge werden neutral ausgeschrieben (Feuer löschen, Essen kochen, Flugzeug fliegen, ...) Das hätte man einfach bei allen Aufzählungen machen können.

Die letzten 2 Seiten richten sich gezielt an Erwachsene. Hier können wir nochmal bei uns schauen, wie sensibel unsere Sprache (wirklich) ist und ob wir vielleicht an der ein oder anderen Stelle ein wenig an uns arbeiten.

Ansonsten ist diese Lektüre ein Muss in jedem Kinderzimmer und Kindergarten und bekommt somit von uns eine absolute (Vor)Leseempfehlung. So viel Vielfalt auf einem Haufen bekommt man selten zu Gesicht. Durch dieses Buch sind bereits sehr tiefe Gespräche zwischen mir und meiner 4-Jährigen entstanden, die in unserem Alltag sonst keinen Platz gefunden hätten, weil wir einfach nicht in Berührung damit kommen. Ich möchte meinem Kind mit auf den Weg geben:

"Diversität drückt aus, dass jeder von uns anders ist. Und das ist wunderbar!" (S.5)

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