Rezension

Fesselnd, berührend, authentisch und ziemlich harter Tobak

Im Land der wilden Pfoten -

Im Land der wilden Pfoten
von Lea Lobrecht

Bewertet mit 4 Sternen

"Es war eine verrückte Zeit gewesen, ein Abenteuer, wie sie es sich nie erträumt hatte. Sie war an ihre Grenzen gegangen, an sich gewachsen, hatte Freundschaften geschlossen und sich in ein Land und in einen Mann verliebt."

Hinter dem putzigen Cover verbirgt sich eine überaus ernste Thematik. In diesem mitreißend geschriebenen (Liebes-)Roman stehen ausnahmsweise mal nicht die romantischen Beziehungen, Freundschaften oder die innige Bindung zwischen Geschwistern an erster Stelle, sondern die Liebe zu Tieren.

"Australiens Buschfeuer im Dezember 2019 und Januar 2020 haben unsagbare Zerstörung verursacht, […] Menschen an den Rand ihrer Vorstellungskraft gebracht. Viele starben, Häuser und Heimaten wurden zerstört, eine halbe Milliarde Tiere fiel den Flammen zum Opfer, darunter allein achttausend Koalas." Zwar hatte ich in den Nachrichten damals von den verheerenden Feuern gehört, doch so richtig bewusst wurde mir das furchtbare Ausmaß des Black Summers erst mit dieser Lektüre.

Um nach der Trennung von ihrem Freund Alexander auf andere Gedanken zu kommen, gönnt Mieke sich einen dreimonatigen Urlaub in Down Under und gerät prompt in Lebensgefahr. Der Feuerwehrmann Rob wird zu ihrem Lebensretter und Freund. Er ermutigt sie, sich einer Tierschutzorganisation anzuschließen und bald schon ist Mieke fasziniert von diesem attraktiven Mann, der so selbstlos und gerne hilft, wo er nur kann. Sie ahnt nicht, dass hinter der Ruhe, die er ausstrahlt, und hinter seinem vermeintlich unerschütterlichen Selbstbewusstsein eine traurige Wahrheit steckt: Seit einem tragischen Erlebnis hat er mit Panikattacken zu kämpfen, was in seinem toughen Job alles andere als hilfreich ist. Und dann ist da noch Jodie, die mit ihrer unverblümten, schnoddrig-sympathischen Art zu meiner Lieblingsfigur des gesamten Romans wurde. So oft trifft sie mit ihren Aussagen den Nagel auf den Kopf. Die meisten Menschen "»[…] sind damit beschäftigt, sich selbst zu bedauern, nur um sich dann in das nächste Unglück zu stürzen. Tiere hingegen geraten unverschuldet in Notlagen.«"

Der angenehm flüssige Schreibstil ist gleichermaßen rasant und actionreich wie emotional und direkt, ich hatte alles bildlich vor Augen und fieberte während der zahlreichen Rettungsaktionen entsetzt mit den Figuren mit. Einige Szenen, insbesondere jene, in denen verletzten Tieren nicht mehr geholfen werden konnte oder die von großem Schmerz handelten, haben mir enorm zugesetzt. Wenn ich nur an den Koala denke, der in Miekes Armen gestorben ist, oder an die Beerdigung des kleinen Kängurus, zieht sich in mir alles zusammen und ich könnte direkt losweinen. Umso größeren Respekt habe ich vor allen Menschen, die sich dem Schutz der Wildtiere trotz aller Gefahren so engagiert verschrieben haben; ich kann mir gut vorstellen, dass diese Aufgabe bei vielen Helfern und Helferinnen tiefe Narben auf der Seele hinterlässt. "Sie hatte so viel Leid gesehen, Schmerz und Qual. Sie war manchmal rechtzeitig gekommen und oft zu spät. Hatte alles gegeben, aber nicht immer gewonnen. Das Feuer war überall […]".

Die aus Deutschland stammende Autorin und studierte Naturschutzbiologin Lea Lobrecht ist selbst ehrenamtliche Wildtierretterin in ihrer Wahlheimat Australien und man spürt in jeder Zeile, wie sehr ihr die Tiere am Herzen liegen.

Fazit: Ein überaus berührendes, aufrüttelndes Werk, das zum Nachdenken anregt und das ich allen (nicht zu zart besaiteten) Tierfreunden und Australien-Fans empfehle.