Rezension

Fesselnder Bericht über die Katastrophe von Tschernobyl und die Geheimdienstarbeit zu Zeiten des kalten Krieges

Ich war im Sarkophag von Tschernobyl - Anatoly N. Tkachuk

Ich war im Sarkophag von Tschernobyl
von Anatoly N. Tkachuk

Bewertet mit 4 Sternen

"Sie waren vier. Der Ingenieur. Der Physiker. Der Sicherheitsoffizier. Der General. Der erste starb nach vier Minuten. Einer hat überlebt. Er hat dieses Buch geschrieben."

Passend zum 25. Jahrestag der atomaren Katastrophe von Tschernobyl erscheint der Bericht dieses Überlebenden: Anatoly N. Tkachuk. Durch die die Atomkatastrophe in Japan gewinnt das Buch leider an trauriger Brisanz und Aktualität.

Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich allerdings mit den Geheimdienstaktivitäten zu Zeiten des kalten Krieges. Man taucht ein in die Geschichte eines russischen KGB Offiziers, der ausländische Spione überwacht und die undichten Stellen im eigenen System sucht. Er schildert die Zeit nach der Katastrophe aus nächster Nähe und berichtet über die Schrecken in der Bevölkerung. Tkachuk wiederum gehört zu den Geheimdienst-Offizieren, die die Gefahren nach der Katastrophe einschätzen müssen. Dafür begibt er sich in die Tiefen des Kernkraftwerkes.

Das Buch gleicht mehr einem Roman denn einem Fachbuch und liest sich daher sehr angenehm. Durch den etwas anderen Stil vermag das Buch trotz des sehr schweren und bedrückenden Themas zu fesseln. Abseits der üblichen Berichte über den Atomunfall von Tschernobyl bekommt man im Buch den Bericht eines Überlebenden, der vor Ort war. Erschreckend real klärt das Buch über die Gefahren von Atomkraft und die Schwerwiegenden Folgen auf. Ebenso bekommt man einen sehr interessanten Einblick in die Geheimdienstarbeit zu Zeiten des kalten Krieges und das ständige Klima des gegenseitigen Misstrauens und der Vorurteile.

Durch sehr einprägsame und tiefsinnige Gedanken, die an Aktualität auch die nächsten 25 Jahre nicht verlieren, überzeugt das Buch an vielen Stellen. Aufgelockert wird alles durch viele Fotos, Dokumente und Zeitungsberichte. Auch auf die aktuellen Geschehnisse und Planungen bezüglich des Reaktors wird eingegangen. Man bekommt einen sehr guten Einblick in die Vergangenheit und einen Ausblick auf die Zukunft.

Ein fesselndes Buch, welches durch einen authentischen Augenzeugenbericht über die Atomkatastrophe von Tschernobyl aufklärt und auf die Gefahren und Folgen von Atomkraft hinweist.

Kommentare

simsa kommentierte am 06. November 2013 um 10:57

Das klingt wirklich nach einem spannenden, aber auch nicht ganz einfachem Buch. Ich weiß nicht, ob ich das so einfach lesen könnte, aber ich glaube dafür muss man auch im Stimmung sein.

Aber eine schöne Rezi, die neugierig macht.

coala kommentierte am 06. November 2013 um 11:06

Ja, das Thema ist in der Tat nicht einfach. Das Buch ist aber nicht wie ein Sachbuch aufgebaut sondern mehr wie eine Erzählung. Es lies sich daher eigentlich ganz gut lesen. Zwischendurch sind Grafiken und Bilder eingefügt, die das Buch sehr übersichtlich machen. Bei Interesse unbedingt mal reinschauen in der Buchhandlung. :)