Rezension

Fesselnder Krimi

Nebelgift - Jasmin P. Meranius

Nebelgift
von Jasmin P. Meranius

Bewertet mit 5 Sternen

„...Na ja, ich formuliere es mal so: Wenn ich eins gelernt habe als Detektiv, dann, dass die meisten Dinge anders sind, als sie scheinen...“

 

Konrad Kümmer, bis vor wenigen Tagen Privatdetektiv, wird zwangsgeräumt. Ein Gutachten besagt, dass das Haus einsturzgefährdet ist. Vier Tage bleiben ihm noch in seiner Wohnung. Außerdem tritt er heute seinen neuen Job als kriminaltechnischer Angestellter bei der Frankfurter Kripo an. Es ist seine erste Festanstellung. Besorgt hat ihm die Stelle sein Freund Oskar Leitner, der nach einer beruflich bedingten Auszeit wieder als Kriminalkommissar bei der Kripo arbeitet. Die Dritte im Bunde ist Kriminaloberkommissarin Ina Kantelberg.

Der erste Fall lässt nicht lange auf sich warten Nancy, eine Schülerin, wurde in der vergangenen Nacht betäubt und ausgeraubt. Sie glaubt zu wissen, wer der Täter war. Doch dann kommt noch eine Vermisstenanzeige rein. Vera, ebenfalls Schülerin, ist nicht nach Hause gekommen.

Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Den Entführer lerne ich schon im Prolog kennen. In gewissen Abständen darf ich sein Tun und Handeln verfolgen. Zwei Dinge aber bleiben lange im Dunkeln. Das ist zum einen sein Motiv. Es blitzt nur kurzzeitig in seinen Gedanken auf, wird aber nie ausformuliert. Zum zweiten ist unklar, was er mit dem entführten Mädchen eigentlich vor hat.

Schnell stellt sich heraus, dass Konrad und Ina eine völlig unterschiedliche Sicht auf den Fall haben. Klar ist, das beide es lernen müssen, miteinander zu arbeiten und auszukommen. Ina hält Nancy Hinweis für schlüssig und macht sich auf die Spur nach dem Täter. Konrad antwortet ihr mit dem Eingangszitat.

Nebenbei geht Konrad eigenen Ermittlungen nach. Vor zwei Monaten gab es einen Anruf bei der Kripo, dass jemand gesehen hat, wie eine Leiche abgeladen wurde. Die Ermittlungen verliefen im Sande. Der Tote wurde nie gefunden. Als dabei der Name des Stadtdezernenten Jäckel fällt, wird Konrad hellhörig. Er ist der Vermieter seine Hauses. Plötzlich deutet sich an, das die sogenannten Risse nur eine Finte sein könnten, um ein großangelegten Immobiliendeal in Gang zu setzen. Als Detektiv hat es Konrad gelernt, ungewöhnliche Wege zu gehen. Hartnäckig bleibt er Jäckel auf den Fersen.

Zu den sprachlichen und stilistischen Höhepunkten gehören für mich die Verhöre. Nicht nur die dabei angewandte Taktik, auch die gekonnte Fragestellung machen das Lesen zum Vergnügen.

Sehr gut herausgearbeitet werden die Emotionen der Protagonisten, sei es Veras Angst und ihr Freiheitsdrang, Kümmers Sehnsucht, in der gewohnten Umgebung bleiben zu dürfen, oder Inas kurzzeitiges Gefühl der Machtlosigkeit, bevor die geübten Reflexe funktionieren. Nicht zu vergessen ist die Arroganz Jäckels. Er glaubt, unangreifbar zu sein und spielt seine Macht aus.

Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, einen hohen Spannungsbogen mit einem tiefen Blick in die Psyche ihrer Protagonisten zu verknüpfen.