Rezension

Fesselnder, undurchsichtiger Thriller mit überraschendem Ausgang

Während du schläfst - Kathryn Croft

Während du schläfst
von Kathryn Croft

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Thriller erzählt uns Tara als Ich-Erzählerin ihre Geschichte. Sie lebt mit ihrem Mann Noah und den Kindern Rosie und Spencer in ruhigen Verhältnissen in einer Wohnsiedlung am Stadtrand.
Mit der Ruhe ist es vorbei, als Tara nach einem netten Abend mit ihrem Nachbarn Lee nackt in dessen Bett erwacht und Lee erstochen neben ihr liegt. Tara fehlt jede Erinnerung an die letzte Nacht aber sie ist sich sicher, dass nichts zwischen ihnen beiden war und sie Lee natürlich auch nicht erstochen hat. Sie verlässt heimlich das Haus und schleicht sich nach Hause. Doch es dauert nicht lange, dann wird Lee gefunden und die Polizei nimmt unter Leitung von DCI Hunt die Ermittlungen auf.
Und Tara hört nicht mehr auf zu grübeln, was in dieser Nacht geschah und warum sie sich an nichts mehr erinnern kann.

Dieser Thriller ist eigentlich mehr ein Psychothriller, denn er lebt mehr von den Geschichten der beteiligten Personen als von der eigentlichen Jagd auf den Täter. Und Beteiligte gibt es viele. Wie bei polizeilichen Ermittlungen üblich, wird in alle Richtungen ermittelt, die gesamte Nachbarschaft befragt und grundsätzlich ist eigentlich erst mal jeder verdächtig.
Nach und nach kommen Fakten ans Licht über die doch eigentlich so seriöse Nachbarschaft und man stellt fest, dass es überall kleine Geheimnisse gibt, die zum Motiv werden könnten.
Auch Taras Tochter Rosie gerät in Verdacht, da sie offenbar öfter lügt und geheimnisvolle Männerfreundschaften hat. Tara vertraut ihrer Tochter zwar uneingeschränkt, weiß aber auch nicht, was Rosie alles so treibt.
Auch Taras Mann Noah, der nach einer Phase der Trennung wegen einer anderen Frau, zu seiner Familie zurückgekehrt war, ist offenbar wieder auf Abwegen.
Die einzige Person, der Tara noch voll vertrauen kann, ist ihre Schwester Lisa. Blut ist nun mal dicker als Wasser und daher baut Tara auf Lisa. Doch die ist auch vom Pech verfolgt, denn sie sehnt sich nach einer festen Bindung und hat mit ihrem aktuellen Freund offenbar auch kein Glück, denn dieser scheint gewalttätig zu sein.
Tara kämpft neben ihren eigenen Ängsten also auch noch mit den Sorgen ihrer Schwester.
Und dabei ist ihre größte Angst, dass sich die Schlinge zuzieht und sie nicht mehr geheim halten kann, dass sie in jener Nacht in Lees Haus war.

Als Leser erlebt man durch die Ich-Form von Tara die Geschehnisse ja nur aus ihrer Perspektive. Dadurch wird die Spannung sehr gesteigert und die Gesamtsituation noch rätselhafter. Ich habe versucht mir ein eigenes Bild über die Beteiligten Personen zu machen und habe zwischenzeitlich so ziemlich jeden verdächtigt.
Das Buch hat auf mich einen ziemlichen Sog ausgeübt, denn es gibt so viele kleine Details, Ereignisse und Spuren, so dass man immer denkt, Täter und Motiv müssten jeden Moment klar werden. Aber so ist es nicht, denn vieles sind einfach falsche Fährten oder Ansatzpunkte und es bleibt undurchsichtig.
Was sich dann am Ende offenbart war für mich unvorhersehbar und sehr überraschend. Dabei war die Auflösung aber schlüssig und wirkte nicht konstruiert, nur um zu einem Abschluss zu kommen.

„Während du schliefst“ ist ein Thriller mit einem hohen Anteil an Psychothriller-Elementen, dessen Titel sehr gut gewählt ist. Denn letztlich dreht sich alles um die Nacht, die in Taras Erinnerung fehlt.
Ich habe das Buch in kürzester Zeit gelesen, weil es mich sehr gefesselt hat und durch Wendungen und Überraschungen auch viel Spannung zu bieten hat! Eine Leseempfehlung für Fans von psychologischen Thrillern!

Fazit: 5 von 5 Sternen

© Fanti2412