Rezension

Fesselt bis zur letzten Seite

Königinnensonntag -

Königinnensonntag
von Jill Kaltenborn

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem dem Tod eines Patienten kehrt die junge Ärztin Nina Wedemeyer für einige Wochen, wie sie glaubt, in ihr Elternhaus in der Heide zurück, um sich über ihre berufliche und auch private Zukunft klar zu werden. Dabei wollte sie nie, nie wieder in das Dorf Lopauthal zurück, denn vor genau zwanzig Jahren sind in der Nacht zum Königinnensonntag zwei Frauen, Frederika Petersen und Ingrid Johanning, ermordet worden. Der Täter konnte damals nicht ermittelt werden.

 

Unmittelbar vor Ninas Rückkehr taucht Frederikas verschollenes Tagebuch auf und Albert Johanning, Ingrids Ehemann und ehemaliger Schulleiter, gerät unter Mordverdacht, denn Frederika schreibt immer wieder über einen „Jo“. Auf die Idee, vorab alle Männer, deren Vorname mit Jo beginnt zu befragen, kommen weder der örtliche Polizist Harald Ulrich noch die beiden Kollegen von der Cold-Case-Abteilung. Als dann noch die mögliche Tatwaffe, eine Statue, die Albert gehört, buchstäblich auftaucht, ist für die Polizei alles klar: Albert Johanning ist der Täter.

 

Während das ganze Dorf abermals von der Polizei befragt wird, glaubt Nina nicht, dass Albert der Täter ist und beginnt auf eigene Faust Recherchen anzustellen. Dazu zapft sie unter anderem auch ihren Freund und Pathologen Stefan um die Obduktionsbefunde der toten Frauen an.

 

Je tiefer Nina in die Vergangenheit eindringt, desto mehr Zweifel an ihr eigenes Erinnerungsvermögen an die Nach des 15. August 1999 tauchen auf. Sie findet sich in einem Geflecht von Lügen, Halbwahrheiten und Intrigen wieder, das das Dorf seit jener Nacht gesponnen hat. Fast jeder und jede haben seinen bzw. ihren Anteil an dem Geheimnis rund um die toten Frauen.

 

Meine Meinung:

 

Dieser Krimi ist das Debüt von Jill Kaltenborn und gleichzeitig Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um Nina Wedemeyer.

 

Dass Nicht-Polizisten Ermittlungen anstellen ist ja seit Jahren mit unterschiedlichem Erfolg sehr beliebt. Da gibt es Hausfrauen, Omas und Opas, Journalisten, Lehrkräfte, Adelige und PolitikerInnen und sogar diverse Haustiere, die Verbrecher jagen und oft mehr schlecht als recht die Verbrechen aufklären. Mit der Ärztin Nina Wedemeyer bekommen wir es mit einer analytisch denkenden Frau zu tun, die Weg-Zeit-Diagramme erstellt (was der Dorfpolizist z.B. nicht tut). Ermittlungen in einem verschworenen Dorf, in dem man sich untereinander zwar spinnefeind ist, aber gegen einen quasi äußerlichen Feind, zusammenhält, sind nie einfach. Daher wundert es mich, dass der Polizist Harald Ulrich vor zwanzig Jahren in seinem eigenen „Mikrokosmos“ ermitteln durfte.

 

Jedenfalls deckt Nina in ihren persönlichen Gesprächen und auch an Hand des Tagebuchs die Abgründe so mancher Dorfbewohner auf und löst das Rätsel, wer der ominöse Jo ist. Dabei gerät sie in einem fulminanten Showdown letztlich in akute Lebensgefahr.

 

Der Plot ist gelungen und der Schreibstil steigert die Spannung von Seite zu Seite. Ich habe recht bald zwei mögliche Täter in die engere Wahl genommen, wobei sich dann der eine Name bestätigt hat. Nur das Motiv hat sich mir zunächst nicht schlüssig genug dargestellt. Aber, wer weiß denn schon, was im Kopf eines anderen vorgeht?

 

Selten hat mich ein Krimi-Debüt so gefesselt. Ich bin schon neugierig, ob Nina den Arztberuf an den Nagel hängt oder als Pathologin arbeiten oder vielleicht als Ermittlerin ganz in den Polizeidienst eintreten wird. Jedenfalls freue ich mich, wenn es eine Fortsetzung gäbe.

 

Fazit:

 

Ein Krimi-Debüt, das bis zur letzten Seite fesselt und daher von mir 5 Sterne erhält.