Rezension

Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion - Bernd Perplies

Flammen über Arcadion
von Bernd Perplies

Bewertet mit 5 Sternen

*** Inhalt ***

Nach dem Großen Krieg sind weite Teile der Welt verwüstet. Angst und Aberglaube beherrschen die Menschen. Die sechzehnjährige Carya lebt mit ihren Eltern in Arcadion. Eines Tages muss sie mit ansehen, wie ein junger Mann von den Schwarzen Templern festgenommen wird. Er soll von der Inquisition gefoltert werden. Voller Wut schießt Carya auf zwei der Inquisitoren und ist fortan auf der Flucht. Ihre einzige Hoffnung ist der junge Templersoldat Jonan, der sein Leben aufs Spiel setzt, um Carya zu retten.

*** Meine Meinung ***
Mann, mann, mann, wieder so ein Buch, bei dem es schwierig ist, nicht zu viel zu verraten.
Zu Beginn des Buches wird über Carya und ihren Schulunterricht erzählt. So erfährt man mehr über die Welt, die sich nun dem Leser öffnet. Da es sich um eine Dystopie handelt, ist diese Welt von Diktatur geprägt und eigenes Denken oder gar eine eigene Meinung sind nicht erlaubt. Die Regierung nennt sich „Lux Dei“, das Licht der Götter, und hält die Menschen mit ihren religiösen Ansichten und Vorschriften in Schach. Den Großen Krieg haben nur die überlebt, die gesetzeskonform gelebt haben, so jedenfalls die Argumentation der „Lux Dei“.
Die Charaktere, um die sich die Geschichte dreht, sind aber denkende Menschen mit eigenen Ansichten. Auch wenn sie diese nicht sofort kundtun, treten doch Zweifel auf und sie machen sich ihre eigenen Gedanken über die Vorschriften und Aussagen der „Lux Dei“. Mich hat das sofort auf ihre Seite gezogen, denn ich finde es mutig, in einer solchen Gesellschaft gegen den Strom zu schwimmen, denn die Repressalien sind vielfältig und können sogar tödlich sein.
Überhaupt werden die Charaktere sehr lebendig und authentisch präsentiert und sie sind vielschichtiger, als man auf den ersten Blick annimmt.
Das Buch beginnt ja, wie bereits oben geschildert, mit einem Einblick in die Gesellschaft, um die es geht, und das klingt langweilig, ist es aber nicht. Dort macht sich schon die Spannung bemerkbar, die sich kontinuierlich steigert. Sie wird nach und nach gesteigert, gibt auch schon mal eine Atempause, in der die Spannung aber nicht abfällt, und gipfelt in einem ShowDown, der mich richtig hibbelig werden ließ.
Die Erzählperspektive wechselt zwischen Carya und Jonan hin und her und ich finde es klasse, wie sich damit die Handlung entwickelt und man als Leser nie zu viel weiß, sondern immer nur so viel, wie gerade nötig ist und so wird die Spannung kreiert. Beide Charaktere sind sehr sympathisch und mehrdimensional dargestellt. Der Templersoldat ist zum Beispiel nicht nur der gedrillte Soldat, sondern auch ein Mensch, der sich Gedanken macht, einen eigenen familiären Hintergrund und seine Prägungen besitzt. Manche Charaktere sind klischeehaft dargestellt, doch das ist ihrer Rolle angepasst. Selbst die Nebenfiguren sind lebhaft und detailreich in Szene gesetzt. Ich kann mich jedenfalls nicht entscheiden, wer meine Lieblingsfigur ist.
Die Schreibweise Perplies’ ist locker und leicht zu lesen. Erklärungen zur Rahmenhandlung, der Gesellschaft und der Hintergründe werden nicht lehrerhaft präsentiert, sondern in die Handlung eingebettet und wirken nicht dröge.
Da Perplies sein Buch nicht in Amerika spielen lassen wollte, fiel seine Wahl auf Rom, um Arcadion zu erschaffen. Auch die Namen sind italienisch angehaucht. Das ist mal etwas anderes und gefällt mir gut. Ich war noch nie in Rom, aber jetzt ist meine Neugier geweckt und ich weiß, wenn ich mal in Rom bin, werde ich häufig an diese Buch denken.

*** Aufmachung ***
Nicht nur die Handlung des Buches hat mich beeindruckt, sondern auch das Buch an sich. Es ist so liebevoll detailliert gestaltet. Beginnen wir mit dem Schutzumschlag. Die zu Asche verfallende Seite der Rose ist leicht erhaben, genau wie der Titel. Oben im Hintergrund ist eine Ruinen-Stadt gemalt, die trotzdem sehr detailliert gestaltet wurde. Die Umschlaggestaltung zieht sich bis in die Laschen, die im Buch den Umschlag fest halten - ein wirklich abgerundetes Bild.
Innen befindet sich wieder eine sehr Zeichnung, die mehr Einblick in Arcadion gewährt und auch sehr ausgefeilte Einzelheiten präsentiert. Das ist auch ein Bild, welches man öfter betrachten kann und doch wieder eine Kleinigkeit sieht, die man bisher übersehen hat.
Über jedem Kapitel findet der Leser ein ziseliertes Kreuz und der Abschnitt beginnt mit einem Kapitalbuchstaben. Abgerundet wird das hochwertige Hardcoverbuch mit einem Lesebändchen.
Die Farbgestaltung mit Rot- und Brauntönen passt zur Handlung und ist sehr harmonisch kombiniert.

Aber was soll ich lange schwafeln, das Buch bekommt von mir uneingeschränkt volle Punktzahl.